Fremdwörter in der Unternehmensberatung

Meine Freunde und Kollegen aus der Unternehmensberatung kennen meine Einstellung zu der Benutzung von Fremdwörtern bei der Beratung von Unternehmen.

Wer sie benutzt, soll sofort gefeuert werden.

Es gibt keinen einzigen Grund, Fremdwörter zu benutzen, wenn Wissen und Sachverhalte verständlich vermittelt werden sollen. Fremde Begriffe und Abkürzungen können selbstverständlich benutzt werden, wenn eine nachvollziehbare Erklärung und Erläuterung unmittelbar danach erfolgt.

Es schadet nicht und kann teilweise notwendig sein zu wissen, was diese Fremdwörter, Begriffe und Abkürzungen bedeuten. Es ist jedoch Pflicht und Aufgabe eines wirklich guten Unternehmensberaters, alle Begriffe und Abkürzungen so zu erklären, dass du sie wirklich verstehst.

Eine Unternehmensberatung kann richtungsweisend für ein Unternehmen sein und ist in den meisten Fällen immer empfehlenswert.

Wenn die Unternehmensberatung jedoch viele Fremdwörter verwendet und die Bedeutung davon nicht verständlich und nachvollziehbar rüberbringt, dann weißt du, was du zu tun hast.

Das Problem einen Namen geben

Ich komme aus der Motivationsszene und habe mehrfach auf der Bühne vor einem Publikum gestanden, um Vorträge über Motivation und Problemlösungen zu halten.

Bei diesen Veranstaltungen haben viele Teilnehmer immer wieder die gleiche Frage gestellt: Wie kann ich mein Problem am besten lösen?

Die Antwort ist auch immer wieder die Gleiche: Am besten mit einer Lösung, die sowohl zu dir als auch zum jeweiligen Problem passt, aber bevor du damit anfängst, kannst du das Problem einen Namen geben, wenn du möchtest.

Ein Problem lässt sich zunächst am besten lösen, wenn wir das Problem so genau wie möglich definieren und beschreiben. Je detaillierter, umso besser. Diese Behauptung dürfte nachvollziehbar sein.

Gib deinem Problem aber auch einen Namen. Er muss nicht ein realer oder bekannter Name und kann auch ein Fantasiename sein. Wenn dein Problem einen Namen hat, dann haben die meisten Menschen eine andere Beziehung dazu und betrachten das Problem ein wenig mehr mit Abstand und Distanz, die besten Voraussetzungen für effektive Problemlösungen.

Aber nicht jedes Problem kann und auch soll einen Namen bekommen. Aber wenn ein Name zum jeweiligen Problem passt, angemessen und sinnvoll ist, dann kann er hervorragend bei Problemlösungen funktionieren.

Erfolgreich und leider jetzt in der Beratung

Gestern habe ich zwei Buchempfehlungen von Autorinnen erhalten, die in der Coronapandemie erfolgreiche Firmen gegründet haben. Dann habe ich die jeweilige Zusammenfassung gelesen. Beide waren fast identisch.

Beide Unternehmen wurden von einer Frau in der Coronapandemie gegründet. Es wurden zwar unterschiedliche Produkte verkauft, aber die jeweilige Vorgehensweise war fast identisch.

Beide Frauen haben nun ein Buch veröffentlicht und sind jetzt in der Beratung. Sie beraten Unternehmen und halten Vorträge, wie du erfolgreich ein Unternehmen gründen kannst, denn sie haben es doch selbst gemacht.

Hä?

Leute, Leute, Leute. Es sind so viele Fehler in dieser Vorgehensweise und Annahme, dass diese Menschen qualifizierte Unterstützung für Firmengründungen geben können, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, darüber zu berichten.

Erfahrungen und eine vielleicht nette Geschichte? Ja. Richtige Unterstützung? Absolut nicht.

Dieses ist ein weiteres Beispiel für gute Ideen und Vorsätze (Menschen zu helfen bei Firmengründungen), die weder qualifiziert noch tatsächlich hilfreich sind.

Unterhaltsam mögen sie sein und vielleicht bekommst du den einen oder anderen Tipp für eine eigene Firmengründung, aber bitte schaltet einfach den gesunden Menschenverstand ein, bevor du etwas liest, kaufst, glaubst oder umsetzt.

Der gesunde Menschenverstand ist oft besser als viele Bücher, Vorträge und Berater zusammen.

Ratschläge von Freunden und Fachleuten

Ich bin einfach kein Frühaufsteher und genieße jede zusätzliche Minute, die ich im Bett verbringen kann, bevor ich aufstehen muss. Trotzdem bekomme ich immer wieder zu hören, wie produktiv man sein kann, wenn man nur eine Stunde früher aufsteht.

Der Ratschlag ist alt und bekannt und wird von zahlreichen Menschen als Schlüssel zur erhöhten Produktivität dargestellt. Viele Bücher von Fachleuten haben die Vorteile des frühen Aufstehens ebenfalls erwähnt.

Trotzdem bleibe ich mit meinem Hintern so lange wie möglich im Bett morgens.

Dann habe ich mit einem alten Freund aus den USA gesprochen, der gerade sein erstes Buch veröffentlichte und mir eine Kopie schickte. Ich war geschockt. Nicht, dass er ein Buch veröffentlicht hatte an sich, sondern, dass er die Zeit dafür hatte, trotz seiner Arbeit in einer Vollzeitstelle, ein Buch überhaupt zu schreiben.

Ich habe ihn gefragt, wie er die Zeit dafür finden könnte, trotz Vollzeitstelle und Familie, ein solches Buch zu schreiben.

Als die Antwort kam, habe ich meine Frage fast bereut.

Eine Stunde früher aufstehen, und das seit Jahren. Nur somit konnte er ein Buch schreiben.

War es immer einfach, eine Stunde früher aufzustehen? Natürlich nicht und er erklärte mir, dass es manchmal für ihn richtig schwierig war weiterzumachen und ein paar Male sogar komplett aufhören wollte. Aber er wollte ein Buch schreiben und das war seine Motivation durchzuhalten.

Er hat mich motiviert und ich bin am nächsten Tag eine Stunde früher aufgestanden. War es schwer? Ja, ja und nochmals ja!

Aber ich war tatsächlich produktiv und habe paar Dinge erledigen können, die ich sonst verschoben hätte.

Interessant.

Die Ratschläge der Fachleute, eine Stunde früher aufzustehen, haben mich nicht motiviert, das zu tun. Es war der Ratschlag meines Freundes, der meine Einstellung änderte und ich das frühe Aufstehen wenigstens probiert habe. Ob ich immer eine Stunde früher aufstehe, kann ich nicht bestätigen, aber sie kommt vielleicht öfter vor als in der Vergangenheit (nämlich gar nicht).

Es war der Bezug zu meinem Freund, den ich kenne und vertraue, der mich motivierte und nicht das Fachwissen der Fachleute, die ich nicht näher kannte. Der Bezug war entscheidend.

Fachlich korrekt, aber falsch verstanden

Gestern habe ich mich schon wieder mit Kommunikationsmodellen beschäftigen müssen, um Probleme mit der Beziehung zwischen einem Mitarbeiter und seinem Chef zu besprechen.

Für den Chef war der Mitarbeiter nett aber faul und hat meistens nur andere Dinge im Kopf gehabt als die Arbeit.

Für den Mitarbeiter hat der Chef keine Ahnung, was tatsächlich im Betrieb abläuft und was wirklich gemacht werden muss, damit die angestrebten Ergebnisse erreicht werden können.

Das Ganze kam mir irgendwie bekannt vor…

In diesem Fall war die Ursache der Probleme die Beratung vor paar Monaten gewesen. Die Firma hat viel Geld für eine Beratung von einem Professor ausgegeben und ich habe die hinterlassenen Dokumente und Hinweise angeschaut.

Ich bin der Letzte, der gegen fachliche und vor allem anwendbare Beratung ist, besonders von einem Professor. Aber in diesem konkreten Fall, war die Beratung zwar fachlich korrekt, aber einfach nicht anwendbar.

Dieses Problem kommt in 80 % aller fachlichen Beratungen vor und ist der Hauptgrund, weshalb, nochmals, eine Beratung ohne vorherige Untersuchung immer mit Vorsicht zu genießen und im Zweifelsfalle, abzulehnen ist.

Die Hinweise des Professors wurden einfach missverstanden. Die hinterlassenen Dokumente wurden missinterpretiert. Der Professor hat sein Wissen unproduktiv übertragen.

Dann habe ich in der Sprache dieses Unternehmens gesprochen. Bestimmte Redewendungen und Fachbegriffe habe ich benutzt, die besonders in dieser Branche verwendet werden.

Es war plötzlich eine andere Kommunikation möglich, und zwar von beiden Seiten.

Alle Probleme sind noch nicht ganz gelöst worden, aber der Chef hat seine Meinung über den Mitarbeiter geändert und sich sogar bei ihm entschuldigt für seine Fehleinschätzung. Der Mitarbeiter versucht die Art und Weise, wie er sich selbst präsentiert und mit anderen Menschen redet, auch ein wenig zu ändern.

Der Weg ist noch lange, aber die ersten Ergebnisse sind schon erzielt worden.

Erst wenn wir etwas gemeinsam verstehen, sind wahre Veränderungen miteinander möglich.