Fremdwörter in der Unternehmensberatung

Teil II

Ich sage es immer wieder, wenn ein Unternehmensberater Fremdwörter für eine Handlungsempfehlung verwendet, dann soll er seinen Beruf wechseln. Heute wurde mir erneut die Handlungsempfehlung eines Unternehmensberaters vorgelegt, die mit vielen englischen Begriffen und Akronymen befüllt war.

Die Absicht mit solchen Empfehlungen ist fast immer die Gleiche: Die Empfehlung soll beeindruckend wirken. Die Worte klingen fremd (kein Wunder, es sind doch Fremdworte, meistens aus dem Englischen) und das macht neugierig. Dazu werden die Begriffe verkompliziert vorgetragen und mit unnötigen und unverständlichen Fachbegriffen erläutert. Das Ganze soll dadurch intelligenter und kompetenter wirken.

Wenn du Unternehmer bist, bitte achte peinlichst genau darauf, wer dich berät und vor allem wie. Diese Empfehlung ist allgemeingültig für alle Unternehmen und sie kann nicht oft genug wiederholt werden. Diese eine Empfehlung allein kann dir sehr viel Geld, Zeit und Ärger sparen, aber nur wenn du darauf achtest.

In der Zwischenzeit kann ich euch meine Lieblingsempfehlungen aus der Unternehmensberatung verraten, kostenlos und unverbindlich.

Es ist die Bullshit-Empfehlung.

Vollständig nachrecherchiert, geprüft, validiert und unter extremen Bedienungen ausführlich getestet. Bullshit eben.

B U L L S H I T

B = Bestleistungen anstreben, aber nur von 9 bis 17 Uhr
U = Unterhosen während der Arbeit bitte anlassen
L = Lieferungen innerhalb der Geschäftszeiten annehmen
L = Lieferungen außerhalb der Geschäftszeiten ignorieren
S = Singen während der Arbeit ist gesund, aber niemals Helene Fischer
H = Halte durch, das Wochenende naht
I = Ignoriere alle Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung, die nicht deiner Meinung sind
T = Tanzen nach der Arbeit ist immer besser als To-do-Listen zu schreiben

Wenn du mein Sarkasmus hier verspürst, dann kannst du ein wenig besser nachvollziehen, was in der Unternehmensberatung tatsächlich viel zu häufig vorkommt und du kannst dich besser davor schützen.

Glaubwürdigkeit durch Erfahrungen

Wer viele Fehler macht und offen dazu steht, ist oft glaubwürdiger als andere Menschen bei Weitem. Solche Menschen sind keine Theoretiker, sondern berichten aus der Praxis, und zwar aus der gescheiterten Praxis. Diese Erfahrungen, Emotionen und Erlebnisse sind durch nichts zu ersetzen.

Oder würdest du dich gerne mit einem Mann über die emotionalen Schwierigkeiten und Herausforderungen einer Schwangerschaft sprechen? Du kannst mit einem Arzt über eine Schwangerschaft sprechen, aber nicht wie mit einer Frau, die bereits schwierige Schwangerschaften hinter sich hat.

Erfahrungen allein sind jedoch keine Garantie, dass alles richtig gemacht wurde, denn man kann jahrelang alles falsch gemacht haben. Aber die Berichterstattung von solchen Menschen bleibt in der Regel glaubwürdiger als bei Menschen ohne Erfahrung. Das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Die glaubwürdigsten Menschen überhaupt sind welche, die diese drei Kriterien erfüllen:

  1. sie haben ihr Fach fundiert gelernt;
  2. sie haben unterschiedliche Erfahrungen in ihrem Fach erlebt;
  3. sie geben niemals einen Ratschlag, bevor sie das Problem und die Person hinter dem Problem verstanden haben.

Aussagen, die diese Kriterien nicht erfüllen, sind besser als Meinungen zu betrachten als Tatsachen. Bis die Glaubwürdigkeit durch diese obigen drei Kriterien erfüllt ist, soll Skepsis die Oberhand spielen.

Unbemerkte Wiederholungen

Manchmal ist es uns nicht ganz bewusst, womit wir uns täglich beschäftigen und was uns bewegt. Vieles ist selbstverständlich geworden und wir machen uns keine Gedanken darüber.

Mir ist genau das passiert hier im Blog.

Am vergangenen Freitag habe ich einen Beitrag geschrieben:

Wahre Experten nennen sich nicht selbst Experten

Der Beitrag behandelt das Thema Expertentum und welche Absichten häufig dahinterstecken.

Dann wurde ich von einer Leserin dieses Blogs aufmerksam gemacht, dass ich das gleiche Thema vor etwas über einem Jahr auch behandelt hatte, mit „fast“ dem gleichen Titel. Der Beitrag war vom 20. Mai 2022:

Wahre Experten nennen sich selbst nicht Experten

Die Titel sind fast identisch, auch wenn der Inhalt unterschiedlich ist.

Das Interessante dabei war die Tatsache, dass ich diese fast identischen Titel und Themen gar nicht bemerkte, denn ich führe weder Protokoll noch habe ich einen „großen Plan“ für Veröffentlichungen und Themen.

Was meines Erachtens für andere Menschen aktuell, relevant und nützlich sein kann, wird veröffentlicht und nicht, was populär oder gerade „heiß“ ist.

Klar, die Berichte liegen 14 Monate auseinander und es kann immer etwas passieren. Interessant wird das Ganze, wenn wir daraus Denkrichtungen erkennen können und die Tatsache, dass der Verfasser des Textes tatsächlich glaubt, woran er schreibt und berichtet. Dieses Wissen offenbart häufig mehr über diese Menschen, als unzählige Selbstdarstellungen jeweils machen können.