Wissenschaft im Alltag

Die Wissenschaft bietet eine Grundlage für überprüfbares Wissen und damit eine Grundlage für Wahrheit. Das bedeutet aber auch, dass sich die Wissenschaft in diesem Bemühen irren kann und korrigiert oder ergänzt werden muss. Und genau das ist einer der Gründe, warum manche Menschen der Wissenschaft skeptisch gegenüberstehen und lieber auf Fälschungen oder sogenannte Influencer hören und ihnen glauben.

Die Wissenschaft bildet die Grundlage für aktuelles und sich ständig wandelndes Wissen, und genau darin liegt die Herausforderung im Alltag – in der Anwendbarkeit dieses Wissens.

Wer in Deutschland lebt, weiß sicherlich, dass wir genügend Gesetze und Vorschriften haben, um unser Leben zu organisieren und zu regeln. So wie die Wissenschaft die Grundlage des Wissens bildet, bilden unsere Gesetze die Grundlage für unseren Umgang miteinander. Und doch benötigen wir Gerichte, um unsere Grundlagen für den Umgang miteinander im Alltag zu bewerten und zu regeln. Denn auch die klügsten und detailliertesten Gesetze können nicht alle Eventualitäten berücksichtigen und richtig einschätzen – das ist die Aufgabe der Gerichte.

Die Herausforderung bei der Wissenschaft ist die Anwendbarkeit und Akzeptanz der Erkenntnisse, denn wie bei den Gesetzen kann auch die Wissenschaft nicht in allen Bereichen pauschale Antworten geben und für jeden überzeugend sein.

Die einzelnen Erkenntnisse der Wissenschaft müssen immer individuell bewertet und entweder akzeptiert oder abgelehnt werden. Es ist das Recht der Menschheit, irrationale und fehlerhafte Entscheidungen zu treffen und an diese Entscheidungen zu glauben.

Es ist die Aufgabe der Wissenschaft, nicht zu belehren, sondern zu überzeugen, dass diese Überzeugungen gelegentlich falsch sein können, weil sie selbst auch gelegentlich falsch sein können.

Und das ist ebenfalls sehr menschlich und daher extrem überzeugend.

Wenn es plötzlich „Klick“ macht

Klick ist auch eine Redewendung für den Moment, in dem etwas endlich verstanden wird. Plötzlich hat es „Klick“ gemacht und man hat die Sache kapiert.

Die Frage ist aber, warum man die Sache vorher nicht verstanden hat. Was hat so lange gedauert? Was hat diesen Klick verursacht?

Die Antwort liegt in der neu geschaffenen Verbindung mit bereits vorhandenem Wissen und Erfahrung, und manchmal benötigt diese Verbindung einfach Zeit.

Denn erst dann, wenn neue Information mit unserem bereits vorhanden Wissen und Erfahrungen angemessen verbunden wird, kann ein neues Verständnis daraus resultieren.

Wenn es das nächste Mal bei dir „Klick“ macht, weißt du jetzt ganz genau warum.

Lösung suchen und Problem finden

Die Suche nach Problemlösungen führt meistens dazu, dass man nach Lösungen für Probleme sucht und das ist der Fehler. Obwohl diese Vorgehensweise sowohl selbstverständlich klingt, als auch nachvollziehbar und sogar logisch wirkt, ist sie leider nicht, denn Lösungen gibt es wie Sand am Meer und die Qual der Wahl ist ein eigenes Problem an sich.

Bei der Suche nach Lösungen werden zahlreiche Lösungen angeboten, aber welche Lösung ist die bestgeeignete Lösung für das Problem? Die meisten Menschen machen dann Versuch und Irrtum, bis etwas klappt, wenn es überhaupt klappt.

Bei der Suche nach Lösungen findet man meistens sogenannte getarnte Lösungen. Das sind Lösungen, die sich als Lösung zwar ausgeben, aber in der Realität, bereiten sie nur weitere Probleme aus. Solche Lösungen sind entweder allgemein gehalten oder geben sich als Expertenwissen aus, was noch gefährlicher ist, weil viele Menschen eher selbst ernannte Experten glauben, als unbekannte, aber extrem erfahrene und wissende Menschen.

In meiner 30-jährigen Erfahrung in der Problemlösung gibt es zwei echte Lösungen für fast alle Probleme:

  1. Deine Beziehung zu dem Problem wird verändert. Wie du damit umgehst oder was das Problem für dich bedeutet und welche Auswirkungen das Problem auf dich hat, wird behandelt.
  2. Du lernst und erfährst, welche Unterstützung du für dein Problem hast und wie diese Unterstützung dir hilft, mit dem Problem umzugehen.

Wie du siehst, in den meisten Fällen wird nicht das Problem behandelt, sondern der Umgang mit dem Problem.

Suche nicht nach Problemlösungen, sondern nach Möglichkeiten, mit Problemen umzugehen, dann findest du die echten Problemlösungen und keine weiteren Probleme.

Notizen, Tagebuch und To-do-Liste

Notizen werden für alle möglichen Szenarien verwendet, hauptsächlich um Inhalte festzuhalten und sicherzustellen, dass nichts missverstanden oder vergessen wird.

Die Herausforderung besteht meist darin, die gewünschten Notizen später zu finden.

Ich selbst arbeite mit mehreren Tausend Notizen in verschiedenen Bereichen und für unterschiedliche Zwecke. Diese Notizen sind für Kunden nach Aktenzeichen und für private Zwecke in Verzeichnissen sortiert.

Früher habe ich auch mit Tagebüchern gespielt und sie alle ausprobiert, digital und analog. Um ehrlich zu sein, wurde mir das mit der Zeit einfach zu viel und ich habe aufgehört, ein Tagebuch zu führen. Auch mein sogenanntes Dankbarkeitstagebuch mit den Dingen, für die ich täglich dankbar bin, habe ich nicht mehr benutzt. Das ist wirklich sehr schade, denn viele Erinnerungen und Erfahrungen gehen mit der Zeit verloren, wenn sie nicht festgehalten werden.

Aber wie kann es sein, dass ich Tausende Notizen akribisch bearbeite und speichere, aber meine eigenen Bedürfnisse vernachlässige?

Die Antwort war der Aufwand.

Es war mir einfach zu zeitaufwendig, die verschiedenen Systeme (Textsorten, Verschlüsselungsvarianten und Formate) regelmäßig zu nutzen und zu pflegen.

Somit habe ich angefangen, meine Systeme zu reduzieren und inzwischen habe ich nur zwei: Aktenzeichen für geschäftliche Zwecke und ein privates Tagebuch.

Und jetzt kommen die unzähligen To-do-Listen, die sich immer auf meinem Schreibtisch stapeln. Viele Aufgaben werden hier erledigt und gelöscht. Das war der Fehler, denn so geht der Lerneffekt verloren. Aufgaben können zwar als erledigt gespeichert werden, aber jeder, der mit wirklich vielen Aufgaben zu tun hat, weiß, dass das Abhaken als erledigt keine wirkliche und sinnvolle Lösung ist, denn auch hier geht der Überblick schnell verloren.

Die Lösung für die erledigten Aufgaben war das Tagebuch. Alles, was erledigt wurde, wurde im Tagebuch gespeichert, zusammen mit einigen Informationen darüber. Das Tagebuch ist verschlüsselt und indiziert. Ich kann also nach Schlüsselwörtern suchen, wenn ich etwas finden will. Und das funktioniert.

Mit diesem Ansatz kann ich mehr speichern und finden als je zuvor. Wenn wir unser Handeln auf Erfahrung und Wissen gründen wollen, müssen die Informationen zunächst verfügbar und dann auffindbar sein.

Und der Aufwand muss vertretbar sein, sonst haben alle Systeme keinen Bestand.

Die Mathematik des Lernens

Die Mathematik des Lernens ist nicht mit den üblichen Gesetzen der Mathematik vergleichbar, denn die Berechnungen gehen nicht auf.

Die Mathematik des Lernens beinhaltet stets eine -1.

Wenn wir Zahlen addieren, dann ist 5 + 5 = 10.

Wenn wir lernen, dann ist 5 + 5 = 9 und bevor du mir widersprichst, erkläre ich warum.

Die Zeiten ändern sich. Bekanntes Wissen wird mit der Zeit revidiert, geändert oder für ungültig erklärt. Neues Wissen kommt hinzu.

Mit der Zeit verlierst du somit zwangsläufig und automatisch zutreffendes und korrektes Wissen. Dein bisher gelerntes Wissen ist, mit wenigen Ausnahmen, eines Tages automatisch veraltet, nicht mehr relevant oder wird geändert oder ergänzt, daher die -1.

Damit die Gleichungen unseres Wissens auf Dauer stimmen, müssen wir stets lernen. Nicht um Neues zu erlernen an sich, sondern um unser bestehendes Wissen zu behalten.

Dann stimmen die Berechnungen wieder.