Die Macht von festen Zeiten

In einem Nachbarhaus von uns hat ein junger Mann angefangen, Klavier zu spielen. Dafür hat er jeden Tag, um genau 15 Uhr für knapp eine halbe Stunde geübt. Ich weiß das nur deswegen, weil ich ihm gehört habe und inzwischen auch alle Lieder auswendig kenne.

Nun ist es so weit, dass wenn ich ihm spielen höre, weiß ich so ziemlich genau wie spät es ist.

15 Uhr.

Letzten Samstag habe ich gearbeitet und habe zufällig auf die Uhr geschaut.

15:15 Uhr.

Am Anfang habe ich nichts dabei gedacht und dann habe ich angefangen zu grübeln.

Warum wurde nicht Klavier gespielt? Ist der junge krank oder vielleicht bei Freunden? Oder hat er vielleicht keine Lust mehr und das Klavier verkauft?

Es hat tatsächlich etwas gefehlt und darum geht es mit festen Zeiten. Das sind Gewohnheiten, die man richtig dann bemerkt, wenn man sie nicht nachgeht.

Mit Gewohnheiten zu festen Zeiten werden Abweichungen eher wahrgenommen als andere Gewohnheiten, die zu unterschiedlichen Zeiten ausgeführt werden.

Wichtige und langfristige Gewohnheiten haben die besten Chancen auf Bestand, wenn wir sie zu festen Zeiten ausüben.

Manchmal muss ein junger Klavierspieler aus der Nachbarschaft uns daran erinnern.