Überzeugt bis zur nächsten Überzeugung

Der 45-Jährige trug in seiner Jugend eine Brille und wechselte im Laufe der Zeit zu Kontaktlinsen.

Die Kontaktlinsen kosteten ihn 60 € im Monat, aber eine Brille war nichts für ihn, und er war mit den Linsen zufrieden. Er war überzeugt, dass er das Richtige tat.

Dann hörte er von einer Lasertherapie, die seine Augen dauerhaft verbessern und es ihm ermöglichen könnte, keine Kontaktlinsen mehr zu tragen. Er hatte die Techniken der Lasertherapie studiert und wollte sie nun auch anwenden. Er war überzeugt, dass er das Richtige tat.

Die Therapie sollte gestern durchgeführt werden, aber eine Erkältung hat seine Pläne verschoben.

Als er in der Praxis anrief, um seinen Termin zu verschieben, sprach er zufällig mit einem anderen Arzt, der ihn nach seinem Alter fragte.

Der Arzt riet ihm aufgrund seines Alters von dieser speziellen Lasertherapie ab. Es gab eine alternative Therapie, die für sein Alter besser geeignet war, die schonender für seine Augen war, aber mit dem gleichen Ergebnis, dass er keine Brille mehr tragen musste.

Er entschied sich für diese neue Therapie und war dankbar, dass er darauf aufmerksam gemacht wurde. Er war überzeugt, dass er das Richtige tat.

Ob er nun diese neue Therapie machen wird, wird sich zeigen.

Ist es nicht das, was wir mit vielen unserer Überzeugungen tun? Wir halten an ihnen fest, bis eine neue Überzeugung die alte ersetzt?

Manche Überzeugungen halten ein Leben lang. Andere hingegen bleiben bestehen, bis sie ersetzt werden.

Es könnte sich lohnen, einen Moment darüber nachzudenken, was unsere Überzeugungen wirklich sind und was nur Meinungen sind.

Die werden häufig miteinander verwechselt.

Antwort und Anregung

Die Suche nach Antworten ist so alt wie die Menschheit selbst.

Und diese Suche nach Antworten ist nicht nur in philosophischen Bereichen Teil unserer DNA, sondern ist auch im Alltag fest verankert.

Das Problem bei vielen Antworten ist ihre Anwendbarkeit.

Wenn zwei Personen mit genau demselben Problem konfrontiert sind, kann eine Antwort für die erste Person perfekt und für die zweite ungeeignet sein.

Hinzu kommt die Vielfalt der Antworten. Menschen mit viel Erfahrung, Wissen und Bildung haben nicht immer die gleiche Meinung oder die gleichen Lösungsansätze für ein und dasselbe Problem.

Um die Anwendbarkeit und damit die Erfolgsaussichten für das jeweilige Problem zu erhöhen, müssen viele Antworten als das gesehen werden, was sie sind: Anregungen.

Wenn wir Antworten zunächst nur als Anregungen betrachten, sind wir im Allgemeinen offener für weitere und unterschiedliche Antworten.

Und dadurch erhöhen wir die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich die beste Antwort herauszufinden.

Nicht perfekt sein

Viele Menschen neigen dazu, in mindestens einem Bereich ihres Lebens ein wenig perfektionistisch zu sein.

Diese Neigung kann nachvollziehbar und in vielen Bereichen auch erstrebenswert sein.

Gemeint ist jedoch meist der Wunsch, so gut wie möglich zu sein.

Wenn wir vorwiegend danach streben, so gut wie möglich zu sein, aber nicht immer perfekt, dann ist es wahrscheinlicher, dass wir Momente des wahren Perfektionismus erleben, als wenn wir versuchen, von vornherein perfekt zu sein.

Nicht perfekt zu sein, kann an sich schon perfekt sein.

Wir müssen nur manchmal einen Moment darüber nachdenken.

Erwartungen verstehen

Damit Erwartungen überhaupt entstehen können, müssen die Rahmenbedingungen von allen Seiten erst verstanden werden.

Es ist nicht notwendig, mit den Erwartungen einverstanden zu sein, sondern nur, sie zu verstehen.

Es wird erwartet, dass man sich an Gesetzen hält, unabhängig davon, ob man damit einverstanden ist oder nicht. Das ist selbstverständlich.

Problematisch ist es jedoch, wenn Unkenntnis herrscht, denn Erwartungen können nicht ohne Verständnis von allen Beteiligten entstehen.

Wo Unwissenheit herrscht, können keine Erwartungen gerechtfertigt werden.

Erwartungen sind nicht selbstverständlich.

Unwissenheit schützt bekanntlich zwar nicht vor Strafe, aber hier werden lediglich die Symptome bekämpft und nicht die Ursachen.

Damit mehr Verständnis von allen Seiten entstehen kann, ist eine verstärkte Aufklärung, beginnend in der Schule, aber fortgesetzt im Erwachsenenalter, und zwar in relevanten und alltäglichen Bereichen, ein guter Anfang.

Erst mit Verständnis kann Erwartung entstehen.

Alles andere ist Wunschdenken und Hoffnung, aber nicht Erwartung.

Wissen und Verständnis

Etwas zu wissen bedeutet bekanntlich nicht zwangsläufig, es auch zu verstehen.

Fehlendes Wissen oder Verständnis werden in der Regel durch Vorstellungen und Meinungen ersetzt.

Erkenntnis darüber zu haben, wo die Grenzen zwischen Wissen und Verständnis jeweils liegen, ist eine Schlüsselkomponente für effektive Verhandlungen miteinander.

Und zuzugeben, dass man etwas nicht weiß oder nicht ganz versteht, ist und war schon immer ein Zeichen von Stärke.

In der heutigen Zeit, sogar mehr als je zuvor.