Keine Statistik vertrauen ohne gesunde Skepsis

Gestern wurde bei einem großen Versandunternehmen für Pakete die Umsätze für das erste Quartal 2023 vorgestellt.

Bei diesem Treffen wurden die Ergebnisse aus sämtlichen Niederlassungen und Tochterunternehmen zusammengestellt und präsentiert.

Die Ergebnisse haben ein sogenanntes Erfolgsprozent in Höhe von 106 % dargelegt. In anderen Worten bedeutet das 6 % über die Erwartungen. An sich präsentiert, nicht schlecht.

Nur wie diese Ergebnisse dargestellt wurden, benötigt Vertrauen und gesunde Skepsis, denn es kann letztlich keiner tatsächlich und ernsthaft überprüfen, ob die Zahlen stimmen oder nicht. Man vertraut eben darauf, dass die Zahlen stimmen, denn es gibt doch Kontrollgremien, die Abweichungen entdecken und korrigieren wurden, oder?

Wie ich bei der Bewertung von Unternehmen immer empfehle, ist es fast immer aufschlussreich, Fragen an die untersten Mitarbeiter in der Hierarchie zu stellen. Diese Menschen haben vielleicht nicht den gleichen Überblick, den man auf Vorstandsebene hat, jedoch wissen sie doch meistens besser als die Vorstände, wie das Unternehmen „tickt“ und was am zuverlässigsten funktioniert.

Daher habe ich diese Menschen für meine Bewertung befragt. Die Berichte waren interessant.

Damit die einzelnen Niederlassungen gute Ergebnisse erzielen können, werden Touren einfach gestrichen, damit sie auf eine maximale Auslastung kommen. Anstatt 20 Touren mit 80 % Auslastungen zu fahren, werden 15 Touren zu 105 % Auslastung gefahren. Das sieht einfach besser und effizienter aus. Zumindest auf dem Papier.

Diese Praxis ist zwar nicht verboten oder gleich schlecht, sie trübt jedoch die Statistik.

Diese Trübung kommt auch häufig vor, auch in anderen Bereichen. Und oft können die Menschen, die diese Statistiken präsentieren, einfach nicht wissen, dass die Information nicht ganz stimmig ist.

Sie müssen darauf vertrauen, dass alles stimmt. Ob dieses Vertrauen verdient wird oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

Daher ist man immer stets gut beraten worden, Statistiken stets mit einer Portion gesunder Skepsis zu betrachten, unabhängig davon, wer die Statistiken präsentiert.