Die gute Rede nach der normalen Rede

Als ehemaliger Vortragsredner werde ich bis heute gelegentlich von Verbänden und Unternehmen gefragt, ob ich einen Vortrag zu einem bestimmten Thema halten kann. Die meisten Anfragen müssen jedoch aus zeitlichen Gründen freundlich abgelehnt werden.

Vergangene Woche habe ich es jedoch geschafft, die Zeit zu finden, um einen Vortrag in einem Unternehmen zu halten. Ich kenne das Thema im Detail, aber nicht das Unternehmen selbst, denn die Bitte um einen Vortrag kam durch die Empfehlung eines anderen Unternehmens, mit dem ich bereits zu tun hatte.

Mein Vortrag wurde dann vor dem versammelten Publikum dieses Unternehmens gehalten.

Das Ergebnis?

Ich war schlecht.

Nein, nicht nur schlecht, ich war grottenschlecht (um mich fachlich auszudrücken).

Was war passiert?

Obwohl einige Fachleute anwesend waren, haben die meisten Menschen meine Fachbegriffe und Erklärungen entweder nicht verstanden, oder ich habe nur Unsinn gelabert und war allgemein nicht zu verstehen. Das konnte ich leicht an den Reaktionen des Publikums erkennen und das hat mich beschäftigt.

Dieses Problem ist jedoch allgemein bekannt und liegt oft daran, dass keine geeignete und vor allem angemessene Verbindung zum Publikum hergestellt wurde. Wenn ein Redner dies jedoch rechtzeitig erkennt, besteht die Möglichkeit, etwas zu ändern.

In diesem Fall bestand die Rettung darin, dem Publikum Fragen zu stellen. Dies ist eine alte Technik, um eine Verbindung zum Publikum aufzubauen, aber dieses Mal ging es hauptsächlich darum, das Publikum zuerst zu verstehen, damit eine angemessene Bindung aufgebaut werden konnte.

Offensichtlich war es mir gelungen, diese Beziehung aufzubauen, und ich hielt tatsächlich meinen gesamten Vortrag noch einmal. Dieses Mal war der Vortrag etwas verkürzt, aber alle wesentlichen Elemente der Präsentation wurden beibehalten und nichts wurde ausgelassen.

Ich habe dieselbe Rede zweimal gehalten, nur ein paar Dinge wurden beim zweiten Mal geändert.

Zunächst einmal habe ich mein Vokabular angepasst und trotz der Anwesenheit von Experten weniger Fachbegriffe verwendet. Außerdem sprach ich generell etwas leiser und verließ gleichzeitig die Bühne und stellte mich mitten ins Publikum, indem ich zwischen den Zuhörern hin und her ging.

Das war der Schlüssel zum Zugang und zur Akzeptanz durch das Publikum in diesem Fall. Die Akzeptanz hat die Bereitschaft zum Zuhören deutlich erhöht. Ich wurde verstanden.

Beide Vorträge zusammen dauerten 25 Minuten länger als geplant, was aber offensichtlich niemanden störte, da bereits am selben Abend einen Antrag auf einen weiteren Vortrag gestellt wurde.

Es war die gute Rede, nach der normalen Rede, die Wirkung zeigte.