Das Streben nach Perfektionismus ist sowohl ein Fluch als auch ein Segen. Dennoch gibt es immer wieder Situationen, die Perfektionismus erfordern oder in denen er erwartet wird.
Es versteht sich von selbst, dass von einfachen medizinischen Eingriffen erwartet wird, dass sie perfekt ausgeführt werden, insbesondere weil sie leicht durchzuführen sind und häufig gemacht werden.
Es versteht sich ebenfalls von selbst, dass die Flugzeuge vor dem langen Flug nach Australien perfekt gewartet werden.
Aber es sind jedoch unsere eigenen Vorstellungen, die unsere Erwartungen an Perfektion bestimmen und definieren.
Gilt die einfache Operation noch als perfekt durchgeführt, wenn das Ergebnis zwar erreicht wurde, aber im Nachhinein festgestellt wurde, dass es unerwartete Komplikationen gab?
Gilt die Flugzeuginspektion weiterhin als perfekt durchgeführt, wenn das Flugzeug zwar sicher in Sydney gelandet ist, aber ein Reifen auf der Landung kaputtging?
Ob etwas perfekt ist oder nicht, kann nur im Nachhinein festgestellt werden, und zwar am Ergebnis selbst und ob dieses Ergebnis unseren Vorstellungen von der Bedeutung von perfekt entsprechen. Oder eben nicht.
Wir können zwar nach Perfektionismus streben, aber erreichbar ist sie auf Dauer nicht, denn es kann immer etwas dazwischenkommen oder passieren, das unsere Vorstellung und Erwartung von der Bedeutung von perfekt ändert.
Und darin liegt der Schlüssel zum Perfektionismus — ein Verständnis darüber zu haben, dass Perfektion immer fehlerhaft sein wird und trotzdem gleichzeitig als perfekt gelten kann.
Fehlerhafte Perfektion mag für viele Menschen ein neuer Begriff sein, aber das Wissen, dass jede Perfektion zwangsläufig fehlerhaft ist, kann helfen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Zu verstehen, dass es nur fehlerhafte Perfektion geben kann, kann dieses Wissen uns unterstützen, tatsächlich perfekt zu sein.