In meiner aktiven Zeit, sowohl in der Politik als auch als professioneller Vortragsredner, habe ich Hunderte Vorträge vor einem breiten Publikum gehalten.
In fast allen Fällen ging es darum, ein gewisses Maß an Überzeugungsarbeit zu leisten, sowohl für die Politiker als auch für die Kunden, die mich gebucht haben. Ein Standpunkt sollte verkauft werden. Ein Argument sollte akzeptiert werden.
Zu diesem Zweck habe ich im Vorfeld viele Schulungen besucht und gelernt, wie man Menschen am besten angeblich überzeugt.
Die Relevanz der Rhetorik kam bei fast allen Schulungen vor und wie die Rhetorik benutzt werden kann, um die eigenen Standpunkte am besten zu verkaufen.
Der Grundgedanke war immer derselbe: Überzeugen und sich dabei der Rhetorik bedienen.
Interessant waren die Unterhaltungen mit ehemaligen Teilnehmern meiner Veranstaltungen.
Es wurde berichtet, dass ich rhetorisch optimal aufgestellt war und es gab kaum Gegenargumente, die ich nicht sofort selbst entkräften konnte. Meine Auftritte waren authentisch und souverän. Ich war immer ein sympathischer Vortragsredner, der offensichtlich fachlich und sachlich gut vorbereitet war.
Von den zahlreichen Teilnehmern an allen Veranstaltungen haben mir jedoch nur zwei Personen mitgeteilt, dass sie ihre eigenen Überzeugungen aufgrund meines Vortrags geändert haben. Alle anderen haben ihre Überzeugungen in dem jeweiligen Bereich, der in meinem Vortrag behandelt wurde, nicht geändert. Und das sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft.
Ich habe diese Erfahrungen vor fast zehn Jahren gemacht und meine Präsentationen und Arbeitsmethoden entsprechend angepasst, von mehr Rhetorik und Überzeugung zu mehr Offenheit und Zugänglichkeit für Gegenargumente.
Viele Menschen sagen mir inzwischen, dass sie mir absolut blind vertrauen, weil ich nicht versuche, die Menschen mit Rhetorik zu überzeugen, sondern mit ihnen zusammenarbeite, um Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.
Rhetorik kann helfen, Argumente in Talkshows zu gewinnen, aber sie ist nutzlos, um Überzeugungen oder Meinungen zu ändern.
Offenheit, Ehrlichkeit und die Bereitschaft zu akzeptieren, dass der eigene Standpunkt vielleicht doch nicht richtig ist, ist der einzige glaubwürdige Weg, um Menschen von einer anderen Sichtweise zu überzeugen.
Und das hat absolut nichts mit Rhetorik oder Überredungskunst zu tun.