Etwas kurzfristig nicht verstehen

Manche Begriffe, besonders aus der Medizin oder von mir aus der Quantenmechanik (als Beispiel für die Quantenphysiker unter uns), sind auf Anhieb nicht verständlich. Man kann einfach nicht erkennen, was sie bedeuten. Der Rätselspaß kann beginnen.

In den meisten Fällen muss man auch nicht unbedingt wissen, was die Begriffe bedeuten. Zwischen Ärzten werden sie wohl unter sich klarkommen. Und die Quantenphysiker werden es vermutlich auch tun, obwohl sie es vielleicht auch schwieriger haben miteinander klarzukommen als die Ärzte.

Wenn etwas nicht auf Anhieb verstanden wird, dann ist es sinnvoll erst festzustellen, ob ein Verständnis darüber wirklich erforderlich oder erwünscht ist.

Wenn der Arzt die Begriffe in einem späteren Gespräch erläutern, dann haben wir diese Begriffe nur kurzfristig nicht verstanden. Man kann auch das Wort „vorübergehend“ als Alternative verwenden. Aber wenn die Aufklärung zeitlich erfolgt, dann wurde immerhin nur kurzfristig etwas nicht verstanden.

Es gibt aber auch andere Situationen, in denen wir keine Aufklärung oder Erläuterung wünschen. Wir möchten einfach nicht wissen, was auf dem Zettel des Arztes steht. Kommt auch vor.

In solchen Fällen haben wir auch nur kurzfristig die Begriffe nicht verstanden. Denn spätestens als wir entschieden haben, nicht mehr darüber zu wissen, verstehen wir, dass wir nicht alles verstehen müssen. Die Sache war nur kurzfristig nicht verstanden.

Wenn Alternative keine sind

„Wir haben das immer so gemacht.“

Diese Aussage wird häufig als Begründung genannt, wenn Alternativen nicht berücksichtigt werden sollen oder wenn man davon ausgeht, dass sie von Anfang an nicht funktionieren werden. Das Problem an Alternativen ist, dass sie manchmal doch nicht die bessere Wahl darstellen. Es kann tatsächlich wahr sein, dass das bisherige Verhalten oder Produkt vollkommen in Ordnung ist und daher nicht geändert werden soll.

Wie können wir das aber wissen, wenn wir diese Alternative noch nicht ernsthaft in Betracht genommen oder ausprobiert haben? Reine Theorie, dass die Alternativen nicht besser sind?

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“

Dieses Sprichwort hat was an sich und kommt nicht von Ungefähr. Zahlreiche Firmen und Menschen haben sich gegen einen Wandel oder eine Veränderung gestrebt und haben später einen hohen Preis dafür bezahlt. Firmen haben zugemacht und Menschen wurden von anderen Entwicklungen, zum Beispiel von einer Digitalisierung, abgehängt und können nicht mehr mithalten.

Diese Firmen und Menschen haben die Alternativen einfach nicht berücksichtigt oder für nicht relevant betrachtet, mit verheerenden Folgen.

Es liegt in unserer Natur, Sicherheit anzustreben, aber es sind die Alternativen gewesen, die uns gesellschaftlich vorwärtsgebracht haben.

Alternativen zu beobachten und im Auge zu behalten und bei Bedarf anzunehmen, ist eine bewährte Praxis, die uns angemessen mit der Zeit gehen lassen.

Natürlich sind aber nicht alle Alternative besser. Nur die Theorie und Glauben allein ist keine zuverlässige Hilfe, um eine Entscheidung zu treffen. Die Alternativen müssen ausprobiert werden oder zumindest Auskünfte darüber eingeholt und Grundwissen davon gesammelt, um Fehler zu vermeiden und nicht abgehängt zu werden.

Erst dann, wenn eine Alternative geprüft und eine mögliche Annahme oder Implementierung derzeit für nicht geeignet festgestellt wird, ist diese Alternative keine.

Wie oft soll man ein Buch lesen

Ein Roman kann einmal durchgelesen werden, und wenn das Buch unterhaltsam, spannend oder einfach lesenswert ist, dann wird es meist trotzdem nur einmal gelesen. Wenn das Buch gekauft wurde, dann bleibt es in der Regel zu Hause im Regal, vielleicht in einem Bücherschrank oder sonst an beliebiger Stelle aufbewahrt.

Vielleicht kommt dann die Zeit, in der das Buch dann weitergeben wird, gelegentlich verkauft und manchmal landen die Bücher im Müll. Oder die Bücher werden einfach auf unbestimmter Zeit aufbewahrt, man weiß ja nie.

Fachbücher dagegen werden nicht so häufig von Anfang bis zum Ende durchgelesen, sondern lediglich die interessanten Kapitale oder Bereiche, denn der Zweck ist eher ein Wissenstransfer und nicht unbedingt eine Unterhaltung. Viele Fachbücher dienen als Referenzwerke oder werden für Schulungszwecke eingesetzt.

Um die Frage zu beantworten, wie oft man ein Buch lesen soll, ist es natürlich wichtig erst zu klären, warum das Buch gelesen wird. Interessanterweise sind aber Erkenntnisse hier zu gewinnen, die nicht unbedingt auf Anhieb sichtbar sind.

Ein Fachbuch.

Entweder besteht Interesse oder es muss für ein Studium gelesen werden. In beiden Fällen werden solche Bücher eher intensiver gelesen als ein Roman. Warum? Wegen des Verständnisses. Man will ja verstehen, um was es geht und ein schnelles Drüberlesen ist nicht immer dafür geeignet. Man liest ein Fachbuch daher in der Regel, zumindest ansatzweise, mehrfach, um die Erkenntnisse zu vertiefen, verankern und vielleicht einfach besser zu verstehen.

Ein Roman.

Interesse besteht auch hier, sonst würden wir das Buch überhaupt nicht anschauen. Meistens wird nur einmal durchgelesen. Man weiß ja, wie es ausgeht. Das Geheimnis bei einem Roman ist ähnlich, wie bei Fachbüchern — das Lesen nochmals bringt oft neue Erkenntnisse und Details, die beim ersten Lesen, eben weil nur schnell durchgelesen wurde, nicht wahrgenommen wurden.

Wenn ein Roman tatsächlich interessant und unterhaltsam war, kann es sich daher fast immer lohnen, das Buch nochmals zu lesen. Nicht sofort nach dem ersten Lesen, sondern nach einer Zeit. Es werden garantiert neue Aspekte und Erkenntnisse beim zweiten Lesen herauskommen.

Wie oft soll man ein Buch also lesen? Die Antwort lautet: mindestens zweimal. Und diese Antwort betrifft sowohl Fachbücher als auch Romane.

Warum Offenheit so schwer ist

Die meisten von uns möchten eine angemessene Offenheit von anderen Menschen erfahren. Niemand möchte angelogen oder ausgenutzt und schon gar nicht mit falscher Information gefüttert werden.

Wenn diese Einstellung so offensichtlich ist und von vielen Menschen erwünscht wird, dann warum kommt eine Offenheit so wenig oder mit sehr viel Vorsicht erst vor?

Die Antwort ist fast universell gleich.

Jede Offenheit macht uns verletzlich.

Wenn wir etwas über uns verraten, können diese Erkenntnisse vielleicht eines Tages gegen uns verwendet werden und es gibt auch gute Gründe bestimmte Aspekte für sich selbst zu behalten, denn nicht alles im Leben muss und soll preisgegeben werden.

Kann es aber sein, dass wir gelegentlich mehr von anderen Menschen verlangen, als wir selbst bereit sind zu geben? Drehen wir den Spieß einfach um. Warum sollen andere Menschen Offenheit zeigen, wenn wir selbst nicht bereit sind, das Gleiche zu tun?

Es stellt sich die Frage, wer bereit ist, den ersten Schritt zu machen und mehr Offenheit zu zeigen?

Diese Einstellung hat nichts mit Privatsphären zu tun, sondern mit dem Umgang miteinander. Eine angemessene Offenheit sorgt einfach für mehr Vertrauen.

Wer ist bereit, den ersten Schritt zu machen und das Risiko einer möglichen Verletzung oder Ausnutzung in Kauf zu nehmen und mehr Offenheit zu zeigen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten und hängt von vielen Faktoren ab.

Aber wenn wir selbst nicht damit anfangen, wie können wir es von anderen verlangen?

Pseudo-Sichtbarkeit

Niemand will unbemerkt durchs Leben gehen. Die gute Nachricht ist, dass es auch unmöglich ist, vollkommen unbemerkt durchs Leben zu gehen. Die Frage lautet eher, welchen Wert diese Sichtbarkeit für uns darstellt und wie wir unsere erwünschte Sichtbarkeit erreicht werden kann.

Sichtbarkeit zu erzeugen und dauerhaft aufrechtzuerhalten, ist anstrengend und verlangt in vielen Fällen eine Strategie mit entsprechender Planung. Besonders in den sozialen Medien wird die Wichtigkeit der Sichtbarkeit immer wieder betont. Ob es tatsächlich einen Nutzen dafür gibt, lassen wir dahingestellt bleiben.

Aber was bedeutet Sichtbarkeit wirklich? Bekanntheit? Relevanz? Wichtigkeit?

Warum ist die eigene Sichtbarkeit so wichtig? Gibt es geschäftliche Gründe für die eigene Sichtbarkeit, damit ein Produkt oder Dienstleistung häufiger verkauft werden kann oder gibt es private Gründe dafür?

Die Herausforderung bei der Sichtbarkeit ist nicht die Sichtbarkeit an sich, sondern die aktive Wahrnehmung von anderen Menschen. 5000 Freunde auf Facebook zu haben ist vielleicht ganz nett, aber ist eine Sichtbarkeit tatsächlich dadurch gegeben?

Die Pseudo-Sichtbarkeit ist eine Falle und suggeriert, dass Menschen etwas wahrnehmen, nur weil eine Verbindung an beliebiger Stelle zusammengestellt wurde, wie bei der Zahl der Freunde auf Facebook.

Eine Pseudo-Sichtbarkeit will uns vermitteln, dass Menschen etwas wahrnehmen, obwohl sie es tatsächlich nicht tun.

Der Unterschied zwischen Sichtbarkeit und tatsächliche Wahrnehmung ist manchmal fein, aber für eine echte Relevanz, absolut entscheidend.