Das Altern in der Vorstellung und in der Realität

Ich sehe manchmal Bilder von Menschen, die ich aus meiner Jugend kenne und seit Jahren nicht wieder gesehen habe, zum Teil sogar seit 40 Jahren nicht. Oft bin ich geschockt, wie diese Menschen nun aussehen.

Aber Achtung — geschockt bedeutet schon gar nicht schlecht!

Sie sehen einfach anders aus. Was anders ist, ist aber schwer zu beschreiben.

Es mag eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich mit der Zeit ändert und dass ich selbst nichts anders erwarten soll, wenn ich Menschen nach vier Jahrzehnten anschaue. Trotzdem bin ich einfach oft überrascht.

Es gibt meistens etwas zu sehen, womit ich mich nicht gerechnet habe. Es ist schwer zu beschreiben, was anders ist, aber die Antwort liegt doch nahe, wenn wir länger überlegen.

Es ist entweder unsere eigene Vorstellung, wie diese Menschen nun aussehen werden nach dieser langen Zeit, und wir sind überrascht ODER wir haben gar keine Vorstellung und haben diese Menschen bei uns im Kopf gespeichert, so wie sie damals waren. In beiden Fällen ist eine Überraschung oft vorprogrammiert.

Es ist die Unterscheidung zwischen unserer Vorstellung und der Realität. Zumindest für mich, liege ich oft vollkommen daneben, wenn ich versuche meine Freunde und Bekannten vor vielen Jahren im Kopf altern zu lassen.

Diese Erfahrung zeigt uns erneut, wie oft wir vollkommen daneben liegen können, wenn wir uns nur versuchen etwas vorzustellen.

Das betrifft übrigens nicht nur das Altern von Menschen, die wir seit Langem nicht mehr gesehen haben.