Nach oben schauen

Wir haben es alle irgendwann vermutlich mal erlebt — ein Man oder Frau steht irgendwo in einem Raum und schaut einfach nach oben.

Was machen die meisten anderen Menschen, wenn sie diese Person sehen?

Du hast es erraten, sie schauen auch nach oben.

Natürlich sind die Handygeschädigten in solchen Fällen vollkommen unbetroffen, weil sie ohnehin nur noch auf dem Handy schauen und bekommen nicht mal mit, dass eine andere Person nach oben schaut. Aber das ist ein anderes Thema.

Eine Person schaut nach oben, dann machen es die anderen. Warum eigentlich? Allein aus Neugierde oder gibt es auch andere Gründe?

Das Verhalten ist ein soziales Verhalten. Wir tendieren das zu machen, was andere Menschen machen, mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Vielleicht ist tatsächlich oben etwas Interessantes zu sehen und vielleicht auch nicht, die Theorie hilft uns in solchen Fällen nicht, eine vernünftige Entscheidung im Voraus zu treffen. Wir müssen einfach nach oben schauen und danach bewerten, ob es interessant und lohnenswert war, oder eben nicht.

Ein solches Verhalten ist auch in vielen anderen Lebensbereichen anwendbar. Die Theorie ist zwar gut, aber die Praxis und Erfahrung ist manchmal durch nichts zu ersetzen.

Was haben Twitter und die WM gemeinsam?

Bei Twitter gab es ein Massenexodus von Benutzern und bei der Fußball-Weltmeisterschaft haben viele Menschen angegeben, nicht hinschauen zu wollen.

Was sind die Gemeinsamkeiten?

In beiden Fällen gab es Bewegungen und Aktivitäten erst dann, als es effektiv zu spät war, etwas wirklich zu verändern oder entscheidende Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Es gab eine Reaktion, es wurde auf etwas reagiert, anstatt aktiv zu agieren, um mögliche Veränderungen und Aufmerksamkeit im Voraus zu erzeugen.

Es gibt natürlich keine Garantie, auch wenn etwas zeitlich vorausschauend unternommen wurde, um Aufmerksamkeit für ein Thema zu erzeugen, dass sich tatsächlich etwas geändert hätte, aber darum geht es nicht.

Es geht darum zu verstehen und verinnerlichen, wie die Menschen „ticken“ und welche Motive hinter Aktivitäten stecken, damit sie besser verstanden werden können.

Der Mensch bewegt sich allgemein schnell, wenn es brennt, aber Feuerlöscher im Voraus zu kaufen, ist ein wenig langweilig und hat nicht unbedingt eine hohe Priorität.

Bis es brennt.

Falschparken und Falschbelehren

Es kommt mal vor, du suchst einen Parkplatz, damit du schnell etwas im Laden einkaufen kannst. Dein Einkauf ist schnell erledigt, du kommst raus und es wartet ein Mensch auf dich, der dich darauf hinweist, dass du falsch parkst.

Wenn es nur bei einem freundlichen Hinweis bleiben würde, dann käme möglicherweise eine Entschuldigung heraus, aber nein, es musste auch noch eine Belehrung dazu kommen.

Dann ist es schnell mit der Freundlichkeit vorbei.

Dieser Belehrungszwang, unter dem einige Menschen offensichtlich leiden, ist behandelbar. Ob tatsächlich falsch geparkt wurde oder nicht, spielt hier einfach keine Rolle mehr, denn es geht jetzt um den Umgang miteinander.

Lassen wir nicht vergessen, ein Hinweis allein reicht in den allermeisten Fällen aus. Eine Belehrung in solchen Fällen kommt meistens von oben herab und wirkt automatisch irritierend und somit kontraproduktiv.

Hast du jemanden entdeckt, der falsch parkt und dich dabei stört? Freundlich darauf hinzuweisen ist produktiver und erfolgversprechender, als zu belehren.

Hast du möglicherweise falsch geparkt und ein Falschbelehrer kommt nun auf dich zu? So zu tun, ob du ihn nicht hörst und ignorierst, bringt leider nur bedingt Erfolg, denn viele Falschbelehrer reden dann einfach mehr oder lauter. Eine gute Abwehrmaßnahme ist, mit einer starken Stimme zu sagen, so etwas wie „Ich habe verstanden, bleiben Sie cool.“ und dann weiterzumachen so wie bisher.

Mit dem Satz „Ich habe verstanden, bleiben Sie cool.“ hast du dich weder entschuldigt noch mit dem Sachverhalt beschäftigt. Vielleicht hast du falsch geparkt und vielleicht nicht. Oder vielleicht hast du das Schild nicht gesehen. Wie auch immer, ob berechtigt oder nicht, muss niemand mehr eine Belehrung aushalten, diese Zeiten sind vorbei.

Das ist auch nur meine Erfahrung aus der Praxis und ja, diese Taktik mit dem Spruch funktioniert einwandfrei. Aber probiere diese Taktik selbst bei Gelegenheit aus, ich will ja nicht belehren!

Bestseller oder Best-helfer?

Viele Bücher sind sogenannte Bestseller. Der Begriff „Bestseller“ ist ein Anglizismus für Handelsartikel, deren Absatzvolumen überdurchschnittlich hoch ist.

Überdurchschnittlich ist doch ein interessanter Begriff, denn alles über 50 % ist somit über den Durchschnitt.

Ich bin mir daher nicht so ganz sicher, ob diese Kriterien tatsächlich ein gutes Zeichen dafür ist, ob ein Buch wirklich gut ist oder nicht.

Bei Selbsthilfebüchern ist noch mehr Vorsicht geboten. Ein Bestseller in diesem Bereich hat rein gar nichts zu bedeuten, wenn keinen persönlichen Nutzen daraus gezogen werden kann.

Neu ist nicht immer besser. Neu ist neu.

Ein Bestseller ist auch nicht zwangsläufig immer ein Best-helfer, wenn wir Inspiration oder Anregungen für Problemlösungen suchen.

Lassen wir uns nicht von angeblichen Bestsellern blenden und automatisch einen möglichen Mehrwert daraus ziehen, denn eine starke Verkaufstaktik steckt fast immer dahinter.

Abhängigkeit von Life-Coaches vermeiden

Eine ganze Industrie verdient sich jedes Jahr Milliarden von Euro an Selbsthilfeprodukten von Life-Coaches wie Video-Coachings, PDF-Dateien mit angeblich wertvollen Inhalten, Seminaren und Vor-Ort-Beratungen, um nur ein Paar der vielen benutzen Verdienstkanälen zu nennen.

Das Problem ist seit Jahrzehnten das Gleiche – die Abhängigkeit.

Der Coach hat doch etwas ganz Wichtiges zu sagen, oder? Wir können es erst recht jetzt nicht leisten, uns von diesem Coach oder Berater zu trennen. Er tut uns doch so gut!

Diese Denkweise sorgt für Abhängigkeit. Profitieren tut aber nur der Coach.

Man identifiziert sich mit dieser oft außergewöhnlichen Person und fühlt sich dadurch selbst „besonders“ an und ohne diese Person verschwindet die gefühlte Besonderheit.

Das Ziel eines Life-Coachings muss die Unabhängigkeit vom Coach sein und nicht eine zeitliche Zwangsabhängigkeit.

Ein gern benutztes Geschäftsmodell von Coaches ist das Zeitmodell. Es wird nicht nur 1, 2, 3 oder 5 Mal gecoacht, sondern es sollen über einen bestimmten Zeitraum gecoacht werden, meistens 6 bis 12 Monate. Selbstverständlich werden Rabatte bei solchen langen Verpflichtungen eingeführt und das sorgt für einen zusätzlichen Kaufreiz.

Zeitliche Verträge sind grundsätzlich zu vermeiden, wenn die Möglichkeit eines sofortigen Ausstiegs mit entsprechend gekürzten Abrechnung nicht vorgesehen ist.

Life-Coaching kann sich lohnen, aber wenn du fertig bist, bist du fertig. Wenn der Coach das nicht verstehen kann oder will, wechsle den Coach.