Die Bezeichnung Coach

Die Coaching-Szene hat in den letzten Jahren an Reputation und Glaubwürdigkeit sehr gelitten. Diese Entwicklung ist überwiegend selbst verursacht.

Dass der Gesetzgeber diese Tätigkeit nicht regulieren kann oder will, hat zwar seine teilweise nachvollziehbaren Gründe. Durch die fehlende Regulierung ist eine Gewährleistung von Qualität und Kompetenz jedoch nicht gesichert. Genau deswegen sind zahlreiche Vereine und Organisationen entstanden, die das Gefühl vermitteln sollen, dass ihre Mitglieder vertrauenswürdig und kompetent sind. Ob diese Institutionen selbst glaubwürdig und kompetent sind, ist Vertrauenssache.

Ich selbst habe mehrere Coaching-Ausbildungen abgeschlossen und praktiziere Coaching in verschiedenen Formen schon seit vielen Jahren beruflich.

Trotzdem würde ich mich nicht mehr „Coach“ nennen. Weder Lebenscoach (Life-Coach) noch Businesscoach noch sonst eine kreative Bezeichnung für einen Coach kommt infrage.

Die Begründung dieser Entscheidung liegt am schlechten Ruf dieser Berufsgruppe und an der Anzahl der Scharlatane und unqualifizierten Pseudo-Coaches, die leider mehr schaden als helfen oder unterstützen. Eine Abgrenzung und Differenzierung zu diesen Menschen war daher absolut notwendig.

Die vielleicht interessante Botschaft hier?

Die Entscheidung, mich nicht mehr als Coach zu bezeichnen, wurde vor 15 Jahren getroffen.

Und bis jetzt habe ich immer noch keinen Grund mich wieder Coach zu nennen.

Sofort oder später

Wie würdest du dich entscheiden, wenn du entweder genau ein Jahr lang jeden Tag einen Euro bekommen würdest oder 300 EUR sofort auf einmal bekommen kannst? Diese Frage wird häufig benutzt, um das Sparverhalten und Persönlichkeit zu untersuchen.

Wie in den meisten Fällen ist die Antwort „Es kommt darauf an“ und die Entscheidungsfaktoren spielen tatsächlich eine große Rolle.

Wenn das Geld tatsächlich dringend jetzt gebraucht wird, dann kann die Entscheidung für sofort besser nachvollzogen und verstanden werden.

Wenn entschieden wird, das Geld über eine längere Zeit zu bekommen und daher ein wenig mehr am Ende zu haben, sind die Gründe für diese Entscheidung nicht sofort erkennbar. Meistens liegt diese Entscheidung damit begründet, dass das Geld entweder nicht unmittelbar gebraucht wird oder es liegt an der Persönlichkeit der Person, die diese Entscheidung getroffen hat.

Wenn das Geld dringend benötigt wird, dann spielt die Persönlichkeit eine untergeordnete Rolle und diese Tatsache wird gelegentlich übersehen bei Studien und Darstellungen zu den Verhaltensweisen beim Sparen.

Erst wenn das Geld nicht sofort gebraucht wird, kann eine faire und neutrale Bewertung über die Einstellung dieser Person getroffen werden.

Wir sind gut beraten worden, keine voreiligen Schlussfolgerungen über Menschen zu treffen, die sofort oder später für das Geld entscheiden, ohne mehr über die Hintergründe zu verstehen.

Fachwissen angemessen zuordnen

Fachleute sind häufig schwierig zu verstehen, besonders wenn sie eine sonst „normale“ Unterhaltung mit zahlreichen Fachbegriffen ergänzen. Fachbegriffe dienen dazu, einer genauen Bezeichnung eines Sachverhaltes oder Ereignisses, fachlich korrekt und zutreffend zu bezeichnen. Fehler passieren, wenn man diese Fachbegriffe nicht angemessen versteht und keine Erklärung oder Erläuterung dazu geliefert wird.

Fachleute sind am besten dazu geeignet, Informationen aus einem Fach (oder aus mehreren Fächern), ausführlich, kompetent und informiert anzuwenden und weiterzugeben.

Die Herausforderung besteht in der angemessenen Zuordnung des Fachwissens.

Damit eine angemessene Zuordnung stattfinden kann, muss Fachwissen stets neutral und gezielt betrachtet werden. Neutral bedeutet, ohne Vorurteil, Meinung oder Gefühl, nur die Fakten gehören zum Fachwissen. Gezielt bedeutet, keine Zusammenhänge in Verbindung mit diesem Fachwissen zu bringen, nichts hinzufügen und nichts entnehmen.

Nur wenn Fachwissen, wie oben beschrieben, betrachtet wird, können akkurate Vergleiche gezogen werden und sie gehören zum nächsten Schritt.

Fachwissen aus verschiedenen Quellen vergleichen.

Fachwissen lehnt niemals eine zweite Meinung ab. Im Gegenteil, richtiges Fachwissen freut sich auf Ergänzungen und Korrekturen. Wer das Gegenteil behauptet, soll genau überlegen, ob Vertrauen hier eine große Rolle spielen soll oder nicht.

Fachwissen einholen und entsprechend zu vergleichen ist der Schlüssel zu einer angemessenen Zuordnung dieses Wissens und hilft uns, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen, ob wir dieses Fachwissen anwenden sollen oder nicht.

Müssen wir immer Ergebnisse liefern?

Wir leben in Zeiten von Ergebnissen. Wir arbeiten, um Ergebnisse zu erzielen und bewerten uns auch danach. Wer Ergebnisse nicht dauerhaft liefert, läuft Gefahr ersetzt zu werden, sowohl beruflich als auch privat.

Aber warum müssen wir immer Ergebnisse liefern?

Zum Teil liegt die Antwort an unserer Leistungsgesellschaft, in der stets bewertet und verbessert werden soll. Wer nicht leistet, fliegt.

Es ist auch schwieriger, Bemühungen zu bewerten als Ergebnisse. „Er hat sich stets bemüht“ ist fast ein alter Witz geworden für die Beschreibung von Bemühungen ohne Ergebnis. Es ist aber wohl etwas dran.

Wenn wir erwarten, Ergebnisse liefern zu müssen und diese selbstverständlich anschließend zu bewerten, ist diese Erwartung ein gesellschaftliches Problem.

Eine Leistungsgesellschaft ohne menschliche Komponenten wie Gefühle, Leistungsschwankungen und Emotionen kann niemals vollständig und somit akkurat bewerten.

Eine Bewertung nach Ergebnissen ist somit lediglich eine Teilbewertung, die aufgrund der Unvollständigkeit der Bewertungsfaktoren, fast immer fehlerhaft sein wird.

Nehmen wir ein Beispiel mit Schulnoten.

Es bewerben sich zwei Menschen für eine Stelle in deinem Unternehmen und du bist zuständig für die Einstellung. Die erste Bewerberin hat eine durchschnittliche Schulnote von 1,1. Die zweite Bewerberin hat eine durchschnittliche Schulnote von 3,0.

Jetzt musst du dich für eine der beiden entscheiden. Wie entscheidest du dich?

Die meisten von uns würden jetzt sagen, dass sie mehr Information benötigen, aber unsere Leistungsgesellschaft funktioniert nicht so, denn nur die Ergebnisse zählen.

Ist der Fehler in unserer bewertenen Leistungsgesellschaft jetzt nun deutlich?

Es geht anders. Wir müssen es nur wollen.

Selbstständige und Freiberufler

Die Unterschiede zwischen Selbstständigen und Freiberuflern wird häufig erst dann so richtig wahrgenommen, wenn man mit beiden Berufsgruppen gleichzeitig zusammenarbeitet. Spätestens dann wird es einem bewusst, dass unterschiedliche Vorgehensweisen erforderlich sind, wenn die Gruppe als Einheit funktionieren soll.

Eine der größten Herausforderungen von Führungskräften ist es, die Arbeit entsprechend den Fähigkeiten, Erwartungen und Kompetenzen aller Mitarbeiter (Angestellte, Selbstständige und Freiberufler) erst zu verpacken und dann angemessen zu verteilen.

Das Verpacken ist häufig wichtiger als die Arbeit selbst, denn ohne angemessene Verpackung wird die Arbeit entweder nicht mit vollem Einsatz durch fehlende Motivation vorgenommen, vielleicht nicht ganz verstanden oder ohne die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen durchgeführt. Diese Punkte korrekt zu verstehen, zuzuordnen und anzuwenden, ist Sache von Führungskräften.

Die Verteilung der Arbeit erfolgt am besten, wenn die Aufgaben korrekt verteilt werden, und zwar auf Basis von Kompetenzen, Fähigkeiten und sogar Zuneigungen. Die Herausforderung hier ist zu unterscheiden zwischen motivierten und geeigneten Mitarbeitern, denn sie sind häufig nicht gleich. Der motivierteste und sympathischste Mitarbeiter möchte vielleicht die Arbeit übernehmen, ob er dafür wirklich geeignet ist, muss die Führungskraft entscheiden und dazu sind Kenntnisse und Erfahrungen über die Mitarbeiter notwendig.

Die Arbeit mit Selbstständigen und Freiberufler kann erfolgreich gelingen, wenn alle Aspekte der unterschiedlichen Denkweisen, Erwartungen und Zuneigungen berücksichtigt werden und bevor die Arbeit verteilt wird, entsprechend verpackt wird.