Helfersyndrom erkennen und regulieren

Die meisten von uns helfen anderen Menschen gerne. Was tust du aber, wenn du so derart fähig bist, dass du tatsächlich überall zahlreiche Menschen helfen kannst und auch möchtest, aber du hast einfach nicht die Zeit dafür?

Helfersyndrom ist für mich ähnlich wie eine Sucht. Du freust dich sehr darüber, dass du jemandem geholfen hast aber bei diesem Einmal bleibt es meistens nicht.

Helfersyndrom wird auch in unserer Gesellschaft gerne gesehen. Menschen, die rund um die Uhr für wohltätige Zwecken arbeiten und ihre Freizeit dafür opfern werden hochgeschätzt. Die Belohnung durch Anerkennung ist Teil des Problems. Dass es immer Bedarf für Hilfe gibt, ist ein weiteres Teil des Problems.

Wann ist das Helfersyndrom ein Problem?

Die gesunde Grenze ist überschritten, wenn ein Ausgleich dauerhaft selbst nicht mehr erwünscht wird.

Zeitweise auf einen Ausgleich zu verzichten ist unproblematisch und manchmal notwendig (bei längeren Arbeiten in Krisen oder Naturkatastrophen). Wenn das Verlangen zu helfen jedoch auf Dauer wichtiger wird als andere Aspekte im Leben und einen Ausgleich nicht mehr erwünscht wird, dann ist das problematische Helfersyndrom erkennbar.

Wie kann das Helfersyndrom reguliert werden?

Eine Schutzmöglichkeit ist, unterschiedliche Interessen regelmäßig zu pflegen. Allein durch die Interessenverteilung ist eine Fokussierung auf nur einen Bereich schwieriger dauerhaft aufrecht zu halten. Mit unterschiedlichen Interessen wird der Zwang zur Hilfe verteilt und die Auswirkungen somit reduziert.

Übrigens, eine übliche Antwort auf das Helfersyndrom ist es einfach nein zu sagen, wenn Menschen nach Hilfe fragen. Hört sich gut an, oder?

Leider aus der Praxis funktioniert das nicht und ist wirklich keine effektive Hilfe. Ich kenne persönlich Menschen, die nein sagen können und trotzdem im Dauereinsatz sind, unterwegs mit dem Helfersyndrom.

Stets einen Ausgleich zu haben, Vielfalt zu genießen und eine aufmerksame Fokussierung auf unterschiedliche Aspekte im Leben sind bewährte Methoden, um sich aus dem Helfersyndrom zu befreien.


Wann ist genug, genug?

Viele von uns werden vielleicht sagen, dass es genug ist, wenn wir nicht mehr bereit sind, so weiterzumachen wie bisher.

Wenn wir im Fitnessstudio sind und machen Übungen, kommt später der Zeitpunkt, wo genug, genug ist. 30 Schulterpressen durchgemacht und die Arme machen einfach nicht mehr mit. Es geht einfach nicht weiter. Genug ist genug.

Die Beziehung mit der Freundin oder Freund scheint nicht mehr zu retten. Mein Partner hat mich einfach zu oft verletzt oder enttäuscht. So geht es nicht weiter. Genug ist genug.

Aber stimmt diese Aussage wirklich? Lassen wir nochmals nur die obigen zwei Beispiele durchgehen.

Wir sind im Fitnessstudio.

Die Übungen haben wir durch und sind fix und fertig. Der Fitnesstrainer, den du sehr respektierst, kommt zu dir und verlangt, dass du noch zehn Übungen machst. Er ermutigt dich auch weiterzumachen und steht bei dir und wartet, bis du anfängst. War da wirklich genug oder geht vielleicht doch noch ein wenig?

 Wir sind jetzt bei der Beziehung.

Wenn deine Freundin oder Freund sich plötzlich vorteilhaft ändern wurde, hättest du immer noch genug davon? Was wäre, wenn er oder sie plötzlich einen Autounfall hatte und deine Hilfe zeitweise danach bräuchte, um wieder gesund zu werden? Wäre in solchen Fällen immer noch die Einstellung, dass genug ist genug oder ging es vielleicht doch ein Stückchen weiter?

Die Grenze unserer Vorstellung von, wann genug, genug ist, ist meistens wesentlich niedriger gesetzt, als wir sie wahrnehmen. Es geht nicht, um eine Verlängerung für alle Ewigkeit anzustreben, sondern ein Bewusstsein darüber zu entwickeln, dass einen kleinen Schritt fast immer möglich ist. Aber nur, wenn wir bereit sind, den zu machen.

In vielen Fällen ist genug, schon lange nicht genug. Wir vergessen das nur manchmal.


Montagsfrage 1

Ich starte hier jetzt einen Versuch, und zwar jeden Montag stelle ich eine Frage, die unsere Gedanken anregen oder stimulieren können, damit wir Gedanken über unterschiedliche oder abweichende Vorgehensweisen für bestimmte Aufgaben machen können.

Die heutige Montagsfrage lautet:

Wenn du schon lange etwas machen wolltest, nicht kompliziert und relativ leicht zu erledigen, hattest aber bisher noch nicht die Zeit dafür gehabt, was wäre passiert, wenn du dich heute fest vornimmst, diese Sache bis Freitag dieser Woche zu erledigen?


Welche Entscheidung hat Bestand?

Wir alle müssen tägliche Entscheidung treffen und die meisten davon, sind einfach. Körnerbrötchen oder Vollkornbrötchen in der Bäckerei? Vielleicht beide Sorten?

Andere Entscheidung müssen erst recherchiert werden. Der erste Arztbesuch bei einer Schwangerschaft beim Hausarzt gleich vor Ort oder lieber beim Facharzt ein wenig weiter weg?

In den meisten Fällen werden Entscheidung zunächst mit dem Verstand getroffen.

Die Entscheidungen, die auf Dauer Bestand haben, basieren jedoch auf unsere Gefühle und dazu sind unsere Erfahrungen zu berücksichtigen.

Eine gute Entscheidung, getroffen zunächst mit dem Verstand, wird oft geändert werden, wenn unsere Gefühle und Erfahrung nicht damit im Einklang sind.

Viele Entscheidungen, die mit Gefühlen getroffen wurden, sind jedoch schwieriger zu verändern, wenn der Verstand sich dagegen stellt.

Wenn der Verstand sagt ja und die Gefühle stimmen auch zu, hat diese Entscheidung die besten Chancen, langfristig Bestand zu haben. Diese Entscheidung sind auch meistens die besten.


Neue Gewohnheiten starten

Wer im Internet nach Inspiration, Ideen oder Methoden sucht, um neue Gewohnheiten zu beginnen, wird mit scheinbar unendlichen Antworten beglückt. Die meisten dieser Antworten sind dazu da, um auf die eigene Internetseite zu locken.

Suchen wir einfach im Netz nach „Gewohnheit starten“.

Hier sind die Ergebnisse:

  • Neue Gewohnheiten etablieren und schlechte ablegen
    (ich habe nur nach Gewohnheit starten gefragt, nicht ablegen)
  • 6 wissenschaftlich belegte Tipps, um deine Gewohnheiten zu ändern
    (Ich will nicht ändern, sondern starten)
  • Neue Gewohnheiten etablieren
    (Ich will starten, etablieren kommt doch später)
  • Gewohnheiten ändern: 5 Kriterien, wann es eine Gewohnheit ist
    (Liebe Suchmaschine, so langsam verlieren wir hier wohl den Pfaden)

Es ging dann als weiter, aber der erste und entscheidende Schritt war einfach nicht leicht zu finden, ohne ein Haufen Zusatzinformation und Werbung gleichzeitig ebenfalls zu bekommen.

Wir machen es hier leicht.

Eine neue Gewohnheit kann man am besten anfangen mit lediglich zwei Schritten:

  • 15-Sekunden-Regel
    Jeden Tag sollst du mindestens 15 Sekunden mit dieser neuen Gewohnheit beschäftigen; wenn es mehr wird, ist das kein Problem und meistens wird die Gewohnheit auch länger dauern, es darf aber nicht weniger sein.
  • Aufschreiben
    Die Gewohnheit soll unbedingt schriftlich festgelegt und Tagebuch geführt werden. Wenn die Aufgabe täglich gemacht werden soll, dann muss auch täglich etwas notiert werden.

Wer 15 Sekunden täglich mit einer neuen Gewohnheit verbringt und Tagebuch führt, hat mit Abstand die besten Aussichten, neue Gewohnheiten zu starten.

Wir benötigen keine weiteren Regeln.