Anweisung oder Vorschlag

Die meisten von uns lernen gerne, aber nur die wenigsten wollen belehrt werden.

Wir möchten unsere Entscheidungen lieber selbst treffen, damit wir so selbstbestimmt wie möglich leben, denn die individuelle Entscheidungsfreiheit wurde in vielen Kulturen schwer erkämpft und ist nicht überall auf der Welt selbstverständlich.

Klingt plausibel und ist nachvollziehbar, aber stimmt das wirklich?

Wer eine Anweisung bekommt, hat es leichter. Es muss nicht entschieden werden. Man muss nicht alles wissen. Die Verantwortung liegt beim Anweisungsgeber. Das ist in vielen Fällen vorteilhaft.

Ein Vorschlag dagegen ist eine Empfehlung. Es muss immer noch eine Entscheidung getroffen werden. Die Verantwortung liegt bei uns. In fast allen Fällen ist eine zusätzliche Anstrengung daher notwendig, um vernünftig entscheiden zu können.  

Das ist aber der Preis der Entscheidungsfreiheit und vielleicht einer der Gründe, weshalb so viele Menschen lieber Anweisungen annehmen, anstatt sich mit Vorschlägen zu beschäftigen.

Sinnlose Gewohnheiten

Manche Gewohnheiten sind unproduktiv, aber das merken wir nicht immer sofort. Manchmal dauert es ein wenig, bis wir das wahrnehmen.

Einige Gewohnheiten wurden vielleicht schon immer gemacht, meistens ohne genau zu wissen warum und in vielen Fällen war es auch nicht notwendig zu wissen warum. Es ist nun mal so, wie es ist. Man identifiziert sich auch zum Teil damit.

Wenn etwas nicht bewusst wahrgenommen wird, dann ist eine Veränderung schwierig.

Man klopft am Schreibtisch mit dem Kugelschreiber immer wieder während eines Telefonats? Das merken wir vielleicht nicht unbedingt selbst, aber die Kollegen wahrscheinlich schon.

Vortragsredner werden trainiert, vor einem Spiegel zu reden, bevor sie vor einem Publikum auftreten. Man nimmt so vieles von sich selbst nicht wahr.

Freunde und Kollege in unserer Umgebung können uns unterstützen, sinnlose Gewohnheiten zu erkennen und, falls erwünscht, zu ändern oder zu beenden. Und das benötigen wir meistens, um manche sinnlose Gewohnheiten loszuwerden.

In anderen Fällen kann ein Spiegel uns dienen und uns unheimlich viel über uns selbst verraten. Wir müssen nur bereit sein, hineinzuschauen.

Umgang mit Ablehnung

Wir alle erleben Ablehnung regelmäßig, denn sie gehört zum menschlichen Umgang miteinander.

Die Bewerbung für die neue Arbeitsstelle oder das eingereichte Buch beim Verlag in der Hoffnung auf Akzeptanz verbirgt immer die Wahrscheinlichkeit einer Ablehnung. Wie hoch diese Wahrscheinlichkeit liegt, hat verschiedene Faktoren, manche können wir beeinflussen und andere nicht.

Es kann keine freiwillige Akzeptanz geben, ohne die Möglichkeit einer Ablehnung. Wenn eine Ablehnung nicht möglich oder vorgesehen ist, dann sind die Rahmenbedingungen für eine freiwillige Entscheidung auch nicht gegeben.

Die meisten wirklich erstrebenswerten Vorhaben sind jedoch mit der Möglichkeit einer Ablehnung verbunden. Genau diese Tatsache macht sie so erstrebenswert.

Wenn wir das verinnerlichen, erscheint eine Ablehnung vielleicht doch in einem anderen Licht.

Glaubwürdigkeit mit Zielen

Bist du noch glaubwürdig, wenn du ein persönliches Ziel von dir änderst? Viele Leute kennen vielleicht dein angestrebtes Ziel ebenfalls oder du hast mit denen darüber gesprochen. Was würden sie dann über dich denken, wenn du plötzlich anders denkst?

Wir stecken Menschen gerne in Schubladen, denn das ermöglicht uns eine einfache Zuordnung. Er tickt so und sie tickt so. Das ist vollkommen in Ordnung und in vielen Fällen erleichtert uns den Umgang miteinander.

Wenn du ein Ziel von dir änderst, dann stehen die Menschen, die dein voriges Ziel bereits kennen, vor einem Problem. Du passt nicht mehr in deren Zuordnung und das verursacht zunächst nur Unsicherheit, denn sie wissen nicht, in welcher Schublade, die sich stecken sollen. Diese Unsicherheit verursacht ein wenig Stress und eine neue Zuordnung ist mit Arbeit und Aufwand verbunden.

Genau aus diesen Gründen, Arbeit und Aufwand, ist der eigentliche Hauptgrund, weshalb Menschen ungern ihre Meinung oder ein gestrebtes Ziel ändern. Es muss überall ein Update geben, damit die Menschen auf dem neuesten Stand sind und das wollen viele Menschen nicht.

Die Menschen sollen lieber in den bereits vordefinierten Schubladen stecken, denn das ist doch so viel einfacher und bequemer.

Wenn du ein angestrebtes Ziel von dir änderst, dann werden es zwangsläufig Menschen geben, die deine Entscheidung gut finden, und welche, die weniger damit zufrieden sind. Das liegt auf der Hand und ist klar.

Aber es steckt mehr drin.

Wenn du ein Ziel änderst, verlierst du zwangsläufig zunächst an Glaubwürdigkeit.

Warum?

Weil die Leute wissen, dass du nun selbst nicht mehr so an deinem Ziel glaubst wie früher, du hast dich wohl geirrt und das wird ungern gesehen. Wer möchte mit Menschen zu tun haben, die sich immer wieder irren?

Diese Betrachtungsweise ist aber glücklicherweise nur oberflächlich und von kurzer Dauer, wenn du dich mit den Ursachen für die Änderung auseinandersetzt. Leider kostet diese Auseinandersetzung sowohl Zeit als auch Mühe, weshalb sie genau deshalb nicht immer gemacht wird.

Erst wenn wir wissen, weshalb ein Ziel nicht mehr verfolgt wird, können wir eine neue Zuordnung vornehmen und möglicherweise auch Verständnis für die Entscheidung gewinnen.

Und DAS erzeugt Glaubwürdigkeit. Mir ist jeder Mensch sympathisch, der Fehler eingesteht und ein Ziel ändert als jemand, der keine Fehler zugeben kann und nicht bereit ist, sich zu ändern, auch wenn das bedeutet, Zeit und Aufwand für eine neue Zuordnung vornehmen zu müssen.

Glaubwürdig ist der Mensch, der bereit ist, seine Ziele zu ändern und diese offen kommuniziert.

Kurzfristige Nachrichten

Die Versuchung ist groß, nur solche Blogbeiträge zu schreiben, die Erfolg versprechen. Die Themen sollen von einem größeren Publikum von Interesse sein, sonst kommen angeblich keine Besucher.

Die gleiche Problematik haben Nachrichtensender. Wenn die Nachrichten uninteressant sind, wird es weniger Zuschauer geben, die Werbung ausgesetzt werden können.

Die überwiegende Mehrzahl aller Nachrichten haben eine kurzfristige Lebensdauer und sind vielleicht informativ, aber von dauerhafter Wichtigkeit sind sie auch nicht. Blogbeiträge müssen stets aktualisiert werden und Nachrichten können sich in Minutentakt ändern. Alles sehr kurzlebig.

Damit die meisten Nachrichten wahrgenommen werden, müssen sie zunächst Aufmerksamkeit erzeugen. Die Themen müssen zum Zeitgeist passen und interessant sein, nicht aus Sicht des Redakteurs, sondern aus Sicht der Zuschauer.

Einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, offenbart jedoch eine interessante Erkenntnis.

Die meisten wichtigen, bedeutsamen und auch bekannten Zitate, Meinungen und Theorien wurden von Menschen erfasst, die nicht für ein bestimmtes Zielpublikum gearbeitet haben, sondern haben ihre eigenen Bedenken, Überzeugungen und Meinungen frei vorgetragen.

Kann es sein, dass kurzfristige Nachrichten zwar möglicherweise Erfolg haben können, aber es die freien Nachrichten sind, die ohne Publikumszwang und aus freiem Geist verfasst wurden, die eher langfristigen Bestand haben? Die Geschichte scheint dieser These zu bejahen.