Pressearbeit richtig verstehen

Wir schimpfen oft über die Presse und manchmal zu Recht. Es wird zu wenig über ein bestimmtes Thema berichtet oder doch zu viel. Manchmal wird über ein bestimmtes Thema überhaupt nicht berichtet und wir ärgern uns darüber.

Es gibt zahlreiche Gründe, sich über die Presse zu ärgern. Aber wenn wir ernsthaft einen Moment darüber nachdenken, gibt es Gemeinsamkeiten, die alle Gründe verbinden.

Sind es nicht oft unsere eigenen Erwartungen an der Presse (worüber sie berichten, worüber nicht, hier zu viel, da zu wenig oder vielleicht sogar irreführend), die uns enttäuschen und irritieren und nicht die Berichterstattung an sich selbst?

Gestern wurden zwei Ehrenbriefe des Landes Hessen an zwei Menschen für langjährige Verdienste im Verein verliehen. Als Vorstandsmitglied dieses Vereins habe ich an der Beantragung und Begründung dieser Ehrenbriefe mitgewirkt und kenne beide Menschen auch seit vielen Jahren persönlich.

Die Pressearbeit und Berichterstattung mache ich seit Jahren komplett selbst. Aber in diesem Falle, wollte ich eine zusätzliche Berichterstattung haben und habe zwei weiteren Pressestellen eingeladen, die auch erschienen sind.

Die Ehrungen wurden verliehen, dann ging es um die Berichterstattung für die Presse und ich habe mit den anderen zwei Reportern gesprochen. Meine Absicht war, unsere unterschiedlichen Berichterstattungen abzustimmen, damit wir eine einheitliche Darstellung bestmöglich gewährleisten können.

Meine Vorschläge stießen auf taube Ohren. Wir sollten schreiben, was wir wollten. Niemand wollte abstimmen oder vergleichen. Jeder hat seine eigene Berichterstattung gemacht.

Das hat mich gestern zwar leicht irritiert, aber inzwischen sehe ich die Sache ein wenig anders.

Es werden nun unterschiedliche Berichterstattungen geben, aber Tatsachen bleiben Tatsachen. Die Art und Weise der Berichterstattung wird unterschiedlich sein, aber der Inhalt an sich, bleibt unverändert. Was passiert ist, ist passiert.

Ist das auch nicht so mit der Presse allgemein?

Es geht oft nicht darum, worüber berichtet wird an sich, sondern wie darüber berichtet wird. Da jede Pressestelle eine eigene Suppe kocht und die Ereignisse daher unterschiedlich dargestellt werden können, ist man klug beraten worden, Presseberichte zu vergleichen.

Mit unterschiedlichen Presseberichten kann man oft eine gewisse Tendenz erkennen. Aber zusätzlich dazu werden unterschiedliche Aspekte dargestellt, die nicht überall in allen Presseberichten erscheinen. Daher ist die Betrachtung unterschiedlicher Quellen so wichtig.

Wenn wir die Presse verstehen und verinnerlichen, wie sie arbeitet, dann können wir besser und intelligenter damit umgehen.

Ratschläge von Freunden und Fachleuten

Ich bin einfach kein Frühaufsteher und genieße jede zusätzliche Minute, die ich im Bett verbringen kann, bevor ich aufstehen muss. Trotzdem bekomme ich immer wieder zu hören, wie produktiv man sein kann, wenn man nur eine Stunde früher aufsteht.

Der Ratschlag ist alt und bekannt und wird von zahlreichen Menschen als Schlüssel zur erhöhten Produktivität dargestellt. Viele Bücher von Fachleuten haben die Vorteile des frühen Aufstehens ebenfalls erwähnt.

Trotzdem bleibe ich mit meinem Hintern so lange wie möglich im Bett morgens.

Dann habe ich mit einem alten Freund aus den USA gesprochen, der gerade sein erstes Buch veröffentlichte und mir eine Kopie schickte. Ich war geschockt. Nicht, dass er ein Buch veröffentlicht hatte an sich, sondern, dass er die Zeit dafür hatte, trotz seiner Arbeit in einer Vollzeitstelle, ein Buch überhaupt zu schreiben.

Ich habe ihn gefragt, wie er die Zeit dafür finden könnte, trotz Vollzeitstelle und Familie, ein solches Buch zu schreiben.

Als die Antwort kam, habe ich meine Frage fast bereut.

Eine Stunde früher aufstehen, und das seit Jahren. Nur somit konnte er ein Buch schreiben.

War es immer einfach, eine Stunde früher aufzustehen? Natürlich nicht und er erklärte mir, dass es manchmal für ihn richtig schwierig war weiterzumachen und ein paar Male sogar komplett aufhören wollte. Aber er wollte ein Buch schreiben und das war seine Motivation durchzuhalten.

Er hat mich motiviert und ich bin am nächsten Tag eine Stunde früher aufgestanden. War es schwer? Ja, ja und nochmals ja!

Aber ich war tatsächlich produktiv und habe paar Dinge erledigen können, die ich sonst verschoben hätte.

Interessant.

Die Ratschläge der Fachleute, eine Stunde früher aufzustehen, haben mich nicht motiviert, das zu tun. Es war der Ratschlag meines Freundes, der meine Einstellung änderte und ich das frühe Aufstehen wenigstens probiert habe. Ob ich immer eine Stunde früher aufstehe, kann ich nicht bestätigen, aber sie kommt vielleicht öfter vor als in der Vergangenheit (nämlich gar nicht).

Es war der Bezug zu meinem Freund, den ich kenne und vertraue, der mich motivierte und nicht das Fachwissen der Fachleute, die ich nicht näher kannte. Der Bezug war entscheidend.

Wiederholende Überzeugungen

Du bist auf einem Vergnügungspark mit Karussells und möchtest unbedingt eine Achterbahnfahrt mit dem sogenannten Drachen der Angst vornehmen.

Das Problem?

Deine Begleitung will nicht und du fährst ungern allein, denn das macht einfach weniger Spaß.

Jetzt fängt deine Überzeugungsarbeit an. „Das ist ja alles nicht so schlimm. Komm, nur einmal, es wird dir sicher gefallen. Nur eine Fahrt. Probiere es wenigstens.“

Du hast eine 50/50 Chance, dass deine Begleitung doch mitfährt und dieses Mal hast du Glück, deine Begleitung fährt doch mit dir mit.

Nach der Fahrt, fragst du deine Begleitung, wie alles war.

„Ja, die Fahrt war doch ganz okay.“

Alles gut!

Das nächste Problem?

Zehn Minuten später stehst du vor der nächsten guten Achterbahn. Du schaust deine Begleitung an und alle wissen, was gleich passieren wird — erst die Frage und wenn nicht, dann möglicherweise wieder die Überzeugungsarbeit.

Kommt dir diese Szene vielleicht bekannt vor, auch in anderen Situationen?

Wenn wir wiederholende Überzeugungen leisten müssen, dann stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn du nach den Ursachen der Ablehnungen forschst und diese beseitigst. Angst zu haben vor einer Achterbahnfahrt kann nachvollziehbar sein, aber warum genau hast du Angst und wovor? Was kann gemacht werden, um diese Ängste ein wenig zu reduzieren?

Wenn du diese Antwort kennst, dann sind weniger Wiederholungen erforderlich und ihr habt mehr Zeit, nochmals eine Runde mit dem Drachen der Angst zu fahren.

Wissenschaft mit unterschiedlichen Fakten

Es ist grundsätzlich ratsam, die Hinweise und Empfehlungen der Wissenschaft als eine Orientierung im Leben zu nehmen. Bei jedem Grundsatz im Leben gibt es aber natürlich Ausnahmen.

Was tun wir, wenn die Wissenschaft zwei unterschiedliche Meinungen vertritt?

Dieser Zustand ist in der Wissenschaft übrigens fast ein Dauerzustand. Oder meinen wir, dass es unter professionellen und fachlichen Menschen anders sein soll? Sind die Menschen eher einer Meinung, etwa in der Politik oder in den deutschen Firmenvorständen?

Um die für uns besten Entscheidungen treffen zu können, muss die Wissenschaft einen Stellenwert erhalten. Es muss für uns klar sein, was die Aufgabe der Wissenschaft ist, nicht zu ausführlich oder philosophisch betrachtet, sondern was die Bedeutung für uns im Alltag eigentlich ist.

Die Wissenschaft kann und muss uns eine Richtung geben, mehr aber nicht. Es ist nicht Aufgabe oder Verantwortung der Wissenschaft uns zu belehren, sondern zu offenbaren, erforschen und hinzuweisen. Was wir aus diesen Erkenntnissen machen, liegt an uns und das bringt uns wieder zur Anfangsfrage. Was machen wir, wenn die Wissenschaft uns zwei unterschiedliche Empfehlungen gibt?

Die Antwort lautet: Wir müssen Erkenntnisse, Wissen und Erfahrungen aus anderen Bereichen mit dem Wissen aus der Wissenschaft verbinden. Nur somit haben wir eine für uns passende Antwort darauf, was die Wissenschaft uns mitteilen will und wie wir die besten Ergebnisse daraus für uns selbst anwenden können.

Verbundenes Wissen ist effektiver und sinnvoller als einzelnes Fachwissen, wenn es um die Orientierung und Entscheidungshilfen im Alltag geht. Die Wissenschaft allein reicht nicht aus. Somit sind unterschiedliche Meinungen in der Wissenschaft plötzlich doch gar nicht mehr so schlimm.

Montagsfrage 17

Jeden Montag wird eine neue Frage gestellt, die dazu genutzt werden kann, die graue Masse zwischen den Ohren anzuregen und die Woche gedanklich aktiv zu beginnen.

Die heutige Montagsfrage lautet daher:

Schließe bitte deine Augen (natürlich, nach dem du diesen Satz gelesen hast) und denke an drei Gegenständen im Raum, die eine bestimmte Farbe haben, egal welche Farbe.

Die einzige Regel lautet: Du darfst die Farbe nicht aussuchen, bevor du die Augen schließt.

Erst die Augen schließen, dann die Farbe auswählen.

Kannst du drei Gegenstände nennen, die diese Farbe haben?

Klingt leicht, ist es aber meistens nicht.

Einfach ausprobieren.