Warum Offenheit so schwer ist

Die meisten von uns möchten eine angemessene Offenheit von anderen Menschen erfahren. Niemand möchte angelogen oder ausgenutzt und schon gar nicht mit falscher Information gefüttert werden.

Wenn diese Einstellung so offensichtlich ist und von vielen Menschen erwünscht wird, dann warum kommt eine Offenheit so wenig oder mit sehr viel Vorsicht erst vor?

Die Antwort ist fast universell gleich.

Jede Offenheit macht uns verletzlich.

Wenn wir etwas über uns verraten, können diese Erkenntnisse vielleicht eines Tages gegen uns verwendet werden und es gibt auch gute Gründe bestimmte Aspekte für sich selbst zu behalten, denn nicht alles im Leben muss und soll preisgegeben werden.

Kann es aber sein, dass wir gelegentlich mehr von anderen Menschen verlangen, als wir selbst bereit sind zu geben? Drehen wir den Spieß einfach um. Warum sollen andere Menschen Offenheit zeigen, wenn wir selbst nicht bereit sind, das Gleiche zu tun?

Es stellt sich die Frage, wer bereit ist, den ersten Schritt zu machen und mehr Offenheit zu zeigen?

Diese Einstellung hat nichts mit Privatsphären zu tun, sondern mit dem Umgang miteinander. Eine angemessene Offenheit sorgt einfach für mehr Vertrauen.

Wer ist bereit, den ersten Schritt zu machen und das Risiko einer möglichen Verletzung oder Ausnutzung in Kauf zu nehmen und mehr Offenheit zu zeigen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten und hängt von vielen Faktoren ab.

Aber wenn wir selbst nicht damit anfangen, wie können wir es von anderen verlangen?

Pseudo-Sichtbarkeit

Niemand will unbemerkt durchs Leben gehen. Die gute Nachricht ist, dass es auch unmöglich ist, vollkommen unbemerkt durchs Leben zu gehen. Die Frage lautet eher, welchen Wert diese Sichtbarkeit für uns darstellt und wie wir unsere erwünschte Sichtbarkeit erreicht werden kann.

Sichtbarkeit zu erzeugen und dauerhaft aufrechtzuerhalten, ist anstrengend und verlangt in vielen Fällen eine Strategie mit entsprechender Planung. Besonders in den sozialen Medien wird die Wichtigkeit der Sichtbarkeit immer wieder betont. Ob es tatsächlich einen Nutzen dafür gibt, lassen wir dahingestellt bleiben.

Aber was bedeutet Sichtbarkeit wirklich? Bekanntheit? Relevanz? Wichtigkeit?

Warum ist die eigene Sichtbarkeit so wichtig? Gibt es geschäftliche Gründe für die eigene Sichtbarkeit, damit ein Produkt oder Dienstleistung häufiger verkauft werden kann oder gibt es private Gründe dafür?

Die Herausforderung bei der Sichtbarkeit ist nicht die Sichtbarkeit an sich, sondern die aktive Wahrnehmung von anderen Menschen. 5000 Freunde auf Facebook zu haben ist vielleicht ganz nett, aber ist eine Sichtbarkeit tatsächlich dadurch gegeben?

Die Pseudo-Sichtbarkeit ist eine Falle und suggeriert, dass Menschen etwas wahrnehmen, nur weil eine Verbindung an beliebiger Stelle zusammengestellt wurde, wie bei der Zahl der Freunde auf Facebook.

Eine Pseudo-Sichtbarkeit will uns vermitteln, dass Menschen etwas wahrnehmen, obwohl sie es tatsächlich nicht tun.

Der Unterschied zwischen Sichtbarkeit und tatsächliche Wahrnehmung ist manchmal fein, aber für eine echte Relevanz, absolut entscheidend.

Hilfreich oder nur unterhaltsam?

Die Pille mag bitter schmecken, aber sie wirkt bei gesundheitlichen Problemen.

Die Muskeln mögen nach einer anstrengenden Belastung erst schmerzen, aber danach sind sie stärker.

In vielen Fällen muss man ein wenig Unangenehmes oder Anstrengendes über sich ergehen lassen, bevor die erhofften Vorteile sich entfalten können.

Es gibt jedoch ganze Industrien, die uns mit Unterhaltung blenden wollen, damit sie verkaufen können. Die angebliche Wirkung ist in den meisten Fällen extrem übertrieben und eine wissenschaftliche oder geprüfte Begründung ist regelmäßig verschleiert, wenn sie überhaupt existiert.

Wenn etwas hilfreich und gleichzeitig unterhaltsam ist, dann wird der Umgang damit meistens als angenehmer und ablenkender empfunden als ohne. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, solange der tatsächliche Inhalt vorhanden und tatsächlich wirkungsvoll ist.

Unterhaltung lockt, aber nur der Inhalt wirkt.

Ein Grund gegen einen Trend zu sein

Ein Trend kann auch als eine Entwicklungstendenz betrachtet werden, eine Bewegung oder eine Richtung.

Die meisten Menschen folgen dem einen oder anderen Trend. Es ist einfacher und teilweise sozialer, einfach mit dem Flow zu gehen. Da ist man nicht allein und bekommt Unterstützung von anderen Menschen, die ebenfalls mitgehen.

Wer gegen einen Trend geht, kann viele berechtigte Gründe dafür haben. Da der Trend von heute nicht zwangsläufig auch der Trend von morgen sein muss, ist ein Richtungswechsel meistens unproblematisch, solange andere Menschen den neuen Weg ebenfalls mitgehen.

Manchmal ist aber eine Erklärung für die eigene Einstellung erwünscht oder man sucht eine eigene Rechtfertigung oder Begründung für eine Entscheidung, die nicht zwangsläufig mit dem Trend geht.

Welche Erklärung kann das sein?

Vertraue deinem Gefühl.

Wenn dein Gefühl mit einem bestimmten Trend nicht einverstanden ist, dann ist das allein ein triftiger Grund gegen diesen einen Trend zu sein. Du kannst immer noch später anders entscheiden und deine Meinung ändern, aber unser Gefühl zeigt uns den für uns richtigen Weg häufiger, als wir oft denken und wahrnehmen.

Wäsche waschen und Beziehungen

Einzelne Kleidungsstücke sofort zu waschen, nachdem wir sie ausgezogen haben, bringt wenig und ist ziemlich unnötig zu machen. Die macht auch fast niemanden (außer in Sonderfällen).

Ebenfalls bringt es ziemlich wenig, die benutzen Kleiderstücke zu sammeln, bis Berge von Wäsche überall herumliegen und man nichts mehr zum Anziehen hat.

Beide Extremen sind suboptimal und schaden mehr, als sie nutzen.

Der beste Weg ist wohl der Mittelweg. Keine Extremen und trotzdem noch Platz für gelegentliche Abweichungen bei Bedarf.

Es ist nicht mit Beziehungen sehr ähnlich?